Es gab Zeiten, da war es richtig schwierig, ein Schweizer Ski-Fan zu sein. Vor allem dann, wenn dieser Fan in den glorreichen 80er-Jahren aufgewachsen ist. Als Schweizer Siege so selbstverständlich waren wie Schnee von Dezember bis März und als jeder Bube so wie Pirmin Zurbriggen sein wollte und als jeder mit Blizzard-Ski ausgelacht wurde, weil man unmöglich für Peter Müller sein konnte.
Ausgelacht hätten wir damals auch einen Besucher aus der fernen Zukunft, der von düsteren Zeiten berichtete, die über das Schweizer Ski-Team hereingebrochen sind. Unvorstellbar! Doch diese Zeiten kamen. Weltmeisterschaften wie jene in Bormio 2005, von der die Schweiz nicht eine einzige Medaille nach Hause brachte. Oder Weltcuprennen, in denen es nicht einmal ein einziger Schweizer in die Punkte schaffte.
Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Im aktuellen Winter stand fast in jedem dritten Rennen ein Schweizer auf dem Podest (in sechs von 21) und nur vier Mal schaffte es Swiss-Ski nicht in die Top 10. Den Schweizer Frauen gelang dies in jedem einzelnen Rennen.
So macht es wieder richtig Spass, Skirennen zu schauen: Wenn in jedem Rennen die Aussicht auf einen Sieg, einen Podestplatz oder eine Spitzenplatzierung von Schweizern besteht.
Besonders wertvoll ist, dass es nicht immer die «üblichen Verdächtigen» sind, die Glanzlichter setzen. Wenn Lara Gut in Sölden ausscheidet, wird Wendy Holdener im Riesenslalom überraschend Sechste. Wenn Holdener im Slalom von Killington ausscheidet, springt Denise Feierabend mit Rang 4 in die Bresche. Und während Ex-Weltmeister Patrick Küng nur ein Schatten seiner besten Zeiten ist, wird in Val Gardena schier aus dem Nichts der junge Zürcher Gilles Roulin mit einer Fahrt auf den vierten Platz bester Schweizer Abfahrer. Kann der Druck auf mehrere Schultern verteilt werden, so entlastet das die Teamleader, was wiederum zu besseren Resultaten führen kann. Eine Positivspirale.
Selbst in der historischen Schweizer Sorgen-Disziplin, dem Männer-Slalom, liegt plötzlich etwas drin. In Levi klassierten sich Luca Aerni, Daniel Yule, Loïc Meillard und Reto Schmidiger auf den Rängen 4, 5, 6 und 10. Vier Schweizer in den Top 10 eines Weltcup-Slaloms – das hatte es überhaupt noch nie gegeben.
Die Zeiten von Pirmin Zurbriggen, Vreni Schneider und Maria Walliser werden nie mehr wiederkommen. Das ist selbst dem grössten Träumer klar. An den Weltmeisterschaften 1987 in Crans-Montana errang die Schweizer Equipe acht von zehn Titeln und ergatterte 14 von 30 Medaillen. Ganz so viele werden es in knapp zwei Monaten bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang nicht werden. Aber in jedem einzelnen Rennen wird das Schweizer Team Kandidaten für eine Medaille stellen. Das sind schöne Aussichten für den weiteren Verlauf des Winters.