Kein roter Teppich. Keine Sänfte. Kein Thron. Keine VIP-Behandlung. Xherdan Shaqiri, alias XS, ist gekränkt. Einmal mehr. Und er hat dafür richtig triftige Gründe.
Denn wer, wenn nicht der Zauberwürfel himself, sollte Captain dieser Schweizer Nationalmannschaft sein? Hey, erst 24, aber schon 51 Länderspiele und vor allem 19 Tore. Der Beste aller Zeiten und Herren Länder in Basel, einer von ein paar anderen Besten bei Bayern München, der Beste bei Inter Mailand und erst recht der Beste in Stoke – wo auch immer das liegt. Wer kann das schon vorweisen? Kein Alex Frei, kein Marco Streller, kein Stéphane Chapuisat und von den aktuellen, selbst ernannten Nati-Alphatieren wie Stephan Lichtsteiner oder Valon Behrami erst recht keiner. 169 Zentimeter zum Trotz: Shaqiri ist der Grösste.
Lichtsteiner und Behrami können seckeln, kämpfen und grätschen – keine Frage. Aber das können andere auch. Nur, wer sorgt für die Musik im gegnerischen Strafraum? Wer hat die Ideen, wer zaubert Kunst auf den Rasen? Wer unterhält das Publikum? Wer schiesst die Tore? Richtig: Xherdan Shaqiri.
Aber Captain des Schweizer EM-Teams ist nicht Shaqiri, sondern Lichtsteiner. Und der Stellvertreter von Lichtsteiner ist nicht Shaqiri, sondern Behrami. Und der Stellvertreter vom Stellvertreter ist nicht Shaqiri, sondern Xhaka. Was für eine bodenlose Frechheit. Das ist, als würde Micheline Calmy-Rey die Bundesrats-Rente gestrichen. Deshalb absolutes Verständnis, sollte XS noch vor der EM den Nationenwechsel zum Kosovo beantragen.
Und dann noch diese Bürolisten vom Verband. Da wird der Kosovo tatsächlich als Fifa-Mitglied aufgenommen und vom Schweizerischen Fussballverband kommt kein Signal. Dabei ist die Gefahr virulent, dass Shaqiri das Nationalteam wechselt. Okay, das Gleiche gilt auch für Xhaka, Behrami und Tarashaj. Nur: Wer ist Xhaka? Wer Behrami? Wer Tarashaj? Schauen Sie doch mal, wessen Trikot die jungen Nati-Fans tragen. Shaqiri, Shaqiri und nochmals Shaqiri. Und wer sorgt für die grossen Schlagzeilen im Boulevard? Richtig: Shaqiri. Der Fussball dreht sich um XS. Das weiss die ganze Welt. Nur beim Verband haben sie das immer noch nicht kapiert.
Vom Verband erhält Shaqiri keine Anerkennung. Nicht mal geredet haben sie mit ihm über das Thema Kosovo. Das irritiert unsern Starspieler. Zu Recht. Man müsste Shaqiri in dieserdelikaten Situation alle Zugeständnisse machen. Ehrencaptain, Ehrenbürger, Ehrendoktor.
Und die Politik? Die brüstet sich mit Shaqiri als Paradebeispiel für gelungene Integration. Nur: Wenn die Politiker in der Captain/Kosovo-Frage weiterhin tatenlos zusehen, wie der Fussballverband zaudert, muss sich niemand wundern, wenn Shaqiri nicht mehr herzvoll für die Schweiz kämpft.
Momentan, sagt Shaqiri, gebe es bezüglich Kosovo nichts zu diskutieren. Aber wehe... Denn momentan kann ziemlich subito Vergangenheit sein.
Man wünschte sich den galligen Giovanni Trapattoni als Trainer der Schweizer Nationalmannschaft: «WAS ERLAUBEN SHAQIRI!!!!!»