Noch sind die Rapperswil-Jona Lakers noch ein gutes Stück weg vom Aufstieg in die National League, schliesslich ist noch nicht einmal die Hälfte der Qualifikation gespielt. Doch die St.Galler präsentieren sich derzeit in blendender Form. Unter anderem deshalb würden wir uns über ihren Aufstieg freuen.
Zugegeben, in der Liga ist die Euphorie nur teilweise zu spüren. Mit 2714 Zuschauern pro Spiel haben die Lakers nur den drittbesten Schnitt der Swiss League. Doch im Cup gegen Lugano und Zug haben die Fans der «Seebuben» gezeigt, zu was sie fähig sind. Bei den Cup-Spielen gegen die National-League-Vertreter hatten die Rapperswiler durchschnittlich mehr Zuschauer in der Halle als der HC Davos in der Liga. Und schon in den letztjährigen NLB-Playoffs gegen Ajoie und Langenthal war die Stimmung im Lido bombastisch.
Sollte dem Team von Jeff Tomlinson der Aufstieg tatsächlich gelingen, würde die Euphorie ins Unermessliche steigen und die schmucke, bereits National-League-taugliche Arena wäre mal wieder proppenvoll.
Geografie? Ja, Geografie! Ein Aufstieg von Rapperswil-Jona würde die National League geografisch wieder etwas ausgeglichener. gestalten Mit Bern, Biel, Langnau und Fribourg ist die Region um das Berner und Fribourger Mittelland beispielsweise über gut vertreten.
Rapperswil würde als Klub an der Grenze des Kantons Zürich zur Ostschweiz eine perfekte Alternative bilden. Ein Aufstieg Langenthals oder Oltens würde stattdessen das Ungleichgewicht noch verstärken. Und falls Kloten absteigen sollte, hätte der ZSC wenigstens noch ein halbes Derby.
Melvin Nyffeler gehört ins Oberhaus. Der frühere ZSC- und Fribourg-Goalie beweist in der Swiss League regelmässig seine Klasse. Gemeinsam mit seinem Bruder Dominic Nyffeler, der bei Ajoie spielt, ist er der beste Torhüter in der zweithöchsten Liga. Im Cup feierte er gegen Lugano einen Shutout und gegen Zug liess er nur einen Gegentreffer zu. Ein Keeper dieses Formats soll die Chance kriegen, sich erneut in der höchsten Liga zu beweisen.
Der SCRJ ist mit elf Punkten Vorsprung auf Langenthal und Olten klarer Tabellenführer in der Swiss League. Zudem kassierten sie im bisherigen Saisonverlauf nur 29 Tore und haben damit die mit Abstand beste Defensive der Liga. Klar hat Rappi mit Winterthur und Thurgau die etwas einfachere regionale Gruppe als Langenthal, Olten und Visp, die gemeinsam eine Gruppe bilden.
Dennoch: Der Erfolg der Lakers hat System. Die letzten zwei Jahre erreichten sie jeweils den Playoff-Final. Heuer dominieren sie schon in der Qualifikation. Beeindruckend sind vor allem die «Specials Teams»: In Überzahl hat Rappi eine Erfolgsquote von über 30 Prozent und bei 96,34 Prozent aller Unterzahlsituationen bleiben sie ohne Gegentor. Der Aufstieg in die National League wäre die logische Folge dieser Überlegenheit.
Jeff Tomlinson übernahm die Lakers in ihrer schwierigsten Zeit: direkt nach dem Abstieg. Doch der 47-jährige Deutsch-Kanadier schaffte es, die Mannschaft aus dem Chaos wieder in ruhigere Gewässer zu führen. «Hier macht es Spass zu arbeiten. Niemand sagt mir, was ich tun muss, keiner quatscht mir rein», sagte er im Januar dieses Jahres gegenüber der «Berliner Morgenpost».
Tomlinsons Ziel ist der Aufstieg, um sich auch in der National League beweisen zu können. Tomlinson hat Rappi nicht nur die nötige Klasse eingeimpft, sondern auch eine verschworene, gut funktionierende Mannschaft geformt. «Chemie und Charakter stimmen», sagte er zuletzt dem «Tages-Anzeiger». «Jeder stellt sein Ego zurück und macht seinen Job.» Der Aufstieg wäre der verdiente Lohn für drei Jahre harte Arbeit am Obersee.
In der Swiss League gehört die Rapperswiler Mannschaft mit einem Altersdurchschnitt von etwas mehr als 26 Jahren zum älteren Eisen. Die Statistik wird allerdings stark durch die Farmteams der Swiss League beeinflusst.
Tatsächlich verfügen die Lakers über eine gute Mischung aus jungen, hungrigen Talenten wie Melvin Nyffeler, Michael Hügli oder Cédric Hüsler und erfahrenen Leadern wie Antonio Rizzello, Sven Lindemann und Corsin Casutt. In der National League wäre das aktuelle Team übrigens immer noch eines der jüngsten.
Mathias Seger, Ivo Rüthemann, Sven Leuenberger, Jonas Hiller Kevin Fiala – sie alle haben ihre Karriere in der Ostschweiz begonnen. Als Sprungbrett dienten Klubs wie der SC Herisau oder der EHC Uzwil, die mittlerweile längst in den Niederungen des Amateur-Hockeys verschwunden sind. Im Moment gibt es in den höchsten drei Schweizer Hockey-Ligen nur noch den HC Thurgau zwischen Kloten, Rapperswil und Chur. Zu wenig.
Das könnte sich mit einem Aufstieg der Lakers wieder ändern. Als sie 2015 abstiegen, starb auch das Ostschweizer Farmteam-Projekt mit Herisau. Sollte Rappi den Sprung in die National League wieder schaffen, könnte das der Sache neuen Wind geben. Nun muss man Farmteams nicht wohlwollend gesinnt sein. Aber das Ostschweizer Eishockey würde von einem SC Herisau in der Swiss oder MySports League stark profitieren.