Aber mit Fussball hatte das Geschehen rein gar nichts zu tun. Schweiz gegen Andorra, das war eine einzige Wasserschlacht. Eigentlich irregulär. Warum auch immer der norwegische Schiedsrichter Tore Hansen die Partie weiterlaufen liess, es blieb sein Geheimnis. Vielleicht, weil auch er wenig Lust darauf verspürte, am Freitagmittag um 12 Uhr noch einmal im St.Galler Stadion aufzulaufen.
Ein Fazit des Abends lautet somit: Der grösste Applaus gehörte den vom Stadionspeaker frenetisch angekündigten «Wasserschiebern», die irgendwie versuchten, die Rutschbahn ein bisschen weniger seifig zu machen. Sogar ein Staubsauger wurde herbeigeschafft. Es blieb trotzdem beim Wasserball. Erst ganz gegen Ende wurde das Terrain leicht besser.
Zur wichtigsten Frage dieses ziemlich flüssigen Abends: jener nach dem Resultat. Die Schweiz gewann 3:0. Was am Anfang nach einer Zitterpartie aussah, wurde dann doch ziemlich schnell zu einer souveränen Angelegenheit. Es wäre auch ziemlich ärgerlich gewesen, hätte die Schweiz hinterher einen mutmasslich entscheidenden Punktverlust beklagen müssen wegen erschwerenden, eigentlich irregulären Umständen.
Seferovic traf zweimal. Er war neben Shaqiri und Captain Lichtsteiner (Torschütze zum 3:0, inklusive sofortigem Sprint mit Ball zum Mittelkreis) der Mann des Abends. Seferovic bestätigte damit seine tolle Frühform. Letztmals traf er für die Schweiz zuvor im Oktober 2016 gegen Ungarn.
Der Sieg zählte. Nur der. Dass die Schweiz ihre Rekordserie auf acht Siege ausbauen konnte, ist ein schönes Supplement. Wichtig ist aber vor allem, dass sie verlustpunktlos an der Tabellenspitze der Gruppe B in der WMQualifikation bleibt. Drei Punkte vor Portugal. Noch verbleiben drei Spiele. Und langsam rückt die Endrunde in Russland zumindest in den Horizont.
An der Ausgangslage hat sich wegen des souveränen 5:1 von Portugal gegen die Färöer Inseln nichts verändert. Die Rechnung ist einfach. Wenn die Schweiz gegen Lettland, Ungarn und Portugal fünf Punkte holt, dann ist sie in jedem Fall für die WM qualifiziert.
Sollte Portugal am Sonntag wider Erwarten in Ungarn straucheln (= kein Sieg), reichen bereits zwei Siege gegen Lettland und Ungarn. Aber momentan spricht alles dafür, dass es am 10. Oktober in Lissabon zum grossen Showdown Portugal gegen die Schweiz kommt. Und wenn Portugal bis dahin seine Partien gewinnt, dürfte die Schweiz diesen nicht verlieren. Sonst muss sie in die Barrage.
Andorra gehört weiterhin zu den Fussball-Zwergen Europas. Daran ändert auch der überraschende Sieg gegen Ungarn nichts. Aber soll man nun darüber befinden, wie dieses 3:0 zu werten ist? Diese Diskussionen kann man getrost ertränken. Ob 1:0, 3:0 oder 6:0 – wichtig ist einzig, was Nationaltrainer Vladimir Petkovic schon vor dem Spiel festgehalten hat: «Wir haben drei Punkte mehr als Portugal.» Darum gilt: Auch Wasserball hilft.
Der Nationaltrainer darf in der Woche seiner Vertragsverlängerung bis Ende 2019 zufrieden sein mit seinem Team. Es hat die Pflichtaufgabe wie gefordert seriös und konzentriert angetreten. An der Effizienz kann die Schweiz zwar weiterhin arbeiten (auch darum der deutliche Rückstand im Torverhältnis-Vergleich mit Portugal).
Am Ende spielte eine ziemlich junge Mannschaft. Dzemaili und Behrami wurden zwecks Schonung gar nicht erst eingesetzt. Mit Freuler, Zuber, Akanji, Zakaria und Edimilson Fernandes standen am Schluss fünf Spieler auf dem Platz, die zuvor zusammen erst zwölf Länderspieleinsätze totalisierten. Nun bereits einen Generationenwechsel zu erahnen, wäre aber verfrüht. Eine prägende Rolle wird von diesen fünf Spielern in nächster Zeit vor allem einer einnehmen: der hochtalentierte FCB-Verteidiger Manuel Akanji.