Der Cup hat einen ganz grossen Reiz, der den Charakter dieses Wettbewerbs ausmacht: Das Duell des Kleinen gegen den Grossen. Das Epos von David gegen Goliath, das seit Jahrhunderten noch immer die besten Geschichten schreibt – da bildet auch der Sport, speziell der Fussball, keine Ausnahme.
Das ist vor allem schön, wenn David Heimrecht hat. Auf dem Schlachtfeld von Goliath ist er hingegen fast chancenlos. Die einheizende Meute, welche den Kleinen zum heroischen Sieg über den Grossen peitschen kann, ist der entscheidende Stein in der Schleuder des David.
Zürich, Auslosung der Schweizer Cup-Viertelfinals. Kunstturnerin Giulia Steingruber hat ein Händchen für epische Duelle. Die Olympia-Bronzemedaillengewinnerin am Sprung zieht im Sportpanorama tatsächlich vier Partien zwischen Super-League-Vereinen und unterklassigen Teams – wunderbar!
In drei dieser vier Duelle wird der Favorit aus der Super League zuerst gezogen und geniesst damit Heimrecht. Bis in die Achtelfinals wurde dieses jeweils automatisch abgetauscht, der Unterklassige hatte also immer das Recht, im eigenen Stadion zu spielen.
Ab den Viertelfinals herrscht jedoch eine andere Regelung. Wer zuerst gezogen wird, spielt zu Hause. Das bedeutet, dass die Krienser 1.-Liga-Helden eine Reise ins Wallis antreten müssen. Das heimische Stadion Kleinfeld wird also nicht in einen 5100 Zuschauer fassenden Hexenkessel verwandelt. Die Innerschweizer haben im 1/32-Final den FC Thun eliminiert, auch für Sion wäre die Reise nach Kriens kein Selbstläufer geworden, während im Sittener Tourbillon doch ziemlich viel für die Cup-Spezialisten spricht.
Auch der FC Winterthur zeigt eine starke Cup-Saison und trifft als Belohnung auf die wiedererstarkten Young Boys. Doch statt einer grossartigen Affiche auf der kultigen Winterthurer Schützenwiese, die bestimmt ausverkauft wäre, reist der Challenge-Ligist nach Bern, um dort im halb leeren Stade de Suisse auf Kunstrasen zu spielen.
Auch der Klassiker Basel gegen Zürich findet im «falschen» Stadion statt. Das Duell zwischen dem Meister und dem Cupsieger ist zwar so oder so ein Highlight und die Zürcher verbinden den wohl grössten Moment der Vereinsgeschichte mit dem Basler St.Jakob-Park, dennoch wäre die Affiche im Letzigrund trotz der Leichtathletik-Bahn noch prickelnder.
Einzig die Partie zwischen Aarau und Luzern hat das richtige Heimteam hervorgebracht. Wenn irgendein Stadion sinnbildlich für den Cup steht, dann ist es das Brügglifeld in Aarau. Die Luzerner haben damit im März auf dem «Rüebliacker» eine ganz schwierige Aufgabe vor sich. So soll es sein im Cup.
Dass immerhin bis in die Achtelfinals des Schweizer Cups die Unterklassigen Heimrecht haben, konnten neben Kriens (gegen Thun) auch Aarau (gegen Lugano), Köniz (gegen Lausanne) und der FCZ (gegen St.Gallen) ausnutzen, um einen Superligisten zu Hause zu eliminieren.
Überraschungen dank Heimsiegen der Davids gegen die scheinbar übermächtigen Goliaths sind der Grund, warum der Cup eben doch seine eigenen Gesetzte hat. Robert Breiter, Leiter Rechtsdienst beim SFV äussert sich gegenüber watson zu der Thematik: «Nach der Auslosung von gestern entstand auch bei uns intern wieder die Diskussion, ob man das Cup-Reglement betreffend Heimrecht anpassen sollte.»
Es gebe Punkte die dafür und dagegen sprechen: «Wir wollen je länger der Wettbewerb dauert, den Sport, also in diesem Falle das Los, entscheiden lassen», so Breiter. Zudem sei die TV-Abdeckung ab den Viertelfinals grösser, was wiederum für die modernere Infrastruktur der Super-League-Stadien spreche.
Der Anstoss für eine allfällige Änderung des Reglements müsse sowieso von den Amateur-Vereinen kommen, erklärt Breiter: «Die Super-League-Vereine sind natürlich auch nicht heiss darauf, das Heimrecht freiwillig abzutreten.»
Für mich hat das Brüglifeld mehr von einem Fussballstadion als das Letzi!
Und es kann doch für den Spieler eines unterklassigen Verein auch ganz reizvoll in einem grossen neuen Stadion zu spielen, wie z.b Winti im Wankdorf?