Mitten in der Winter-Transferperiode sorgt Dortmund-Topskorer Pierre-Emerick Aubameyang für Unruhe – schon wieder er. Am Samstag liess er eine wichtige Teamsitzung aus. Er habe den Termin vergessen, so die Erklärung des Stürmers. Die Sitzung wurde von Trainer Peter Stöger allerdings schon lange angekündigt, stand am schwarzen Brett im Trainingszentrum des BVB und in einer WhatsApp-Gruppe.
.@Aubameyang7 steht aus disziplinarischen Gründen nicht im Kader. #bvbwob pic.twitter.com/bPED0Oh20A
— Borussia Dortmund (@BVB) 14. Januar 2018
Sollte Aubameyang die Sitzung tatsächlich vergessen haben, es macht die Sache für ihn nicht besser. Es zeigt, mit welcher Einstellung der Gabuner beim BVB seine Zeit «absitzt». Sein Vertrag läuft noch bis 2021. Die Wahrscheinlichkeit, dass er diesen erfüllen wird, sinkt aber von Tag zu Tag.
Der Zeitpunkt von Aubameyangs Verfehlung ist wohl nicht ganz zufällig. Der Stürmer wird von Arsenal umworben. Gut möglich, hilft er mit seinem Verhalten etwas nach, damit er von Dortmund die Freigabe erhält. Es ist ja bereits das dritte Mal, dass Aubameyang beim BVB suspendiert wurde – von drei verschiedenen Trainern. Unter Thomas Tuchel war es eine unerlaubte Shoppingtour nach Mailand, zuletzt bei Peter Bosz waren es wiederholte Verspätungen in den Trainings.
Dass dieses miese Verhalten funktionieren kann, zeigte schon die Personalie Ousmane Dembélé. Er streikte im letzten Sommer solange, bis ihn Dortmund zum FC Barcelona wechseln liess. Macht nun Aubameyang Ähnliches, um in die Premier League wechseln zu können? Falls es tatsächlich funktioniert, zeigt es zwei grosse, neumodische Probleme des Fussballs.
Wer sich so unprofessionell verhält, wie es Pierre-Emerick Aubameyang derzeit tut, sollte bei keinem grossen Verein mehr einen Vertrag erhalten. Wer will schon einen Spieler, der nicht alles dem aktuellen Verein unterordnet? Das ist leider Wunschdenken. Die Klubbosse sind geblendet von den Toren und Leistungen vergangener Tage, träumen von Titeln und schauen auch mal grosszügig über charakterliche Schwächen hinweg. Nur deshalb können sich Spieler sowas überhaupt erlauben – die Nachfrage ist schliesslich da.
Aubameyang hat in Dortmund mit die besten Fans der Welt, die Unterstützung von Teamkollegen, einen professionell geführten Verein mit einem langfristigen Konzept und er wird dazu noch fürstlich entlöhnt. Er dankte es immer mit Toren, das lässt sich nicht abstreiten. Doch mittlerweile fällt Aubameyang noch mehr durch sein undiszipliniertes Verhalten auf. Respekt, Disziplin und Dankbarkeit sind neben dem Platz wenig zu sehen. Es wäre ihm zu wünschen, dass plötzlich nur noch Angebote aus China oder anderen unbedeutenden Ligen reinflattern. Vielleicht würde er dann langsam realisieren, was er bei einem europäischen Topklub wie Dortmund eigentlich hatte.
Dortmund hat Dembélé im letzten Sommer schlussendlich doch für über 100 Millionen Euro gehen lassen. Bei 60 Millionen für Aubameyang, die von Arsenal im Gespräch sind, dürften sie ebenfalls schwach werden. Das ist aus wirtschaftlicher Sicht natürlich verständlich. Spieler, die nicht bleiben wollen und für Zoff sorgen, teuer zu verkaufen, das macht Sinn, hat aber einen grossen Haken.
Die Spieler merken, dass solches Verhalten funktioniert. Es ist kein Zufall, stellt sich in Dortmund nach Dembélé ein weiterer Star offenbar quer. Hier sollte ein Exempel statuiert werden, sonst droht die Gefahr, dass (nicht nur in Dortmund) reihenweise Spieler mit solchem Verhalten Wechsel erzwingen. Diese Saumode hat letztes Jahr mit Dimitri Payet, Philippe Coutinho und eben Ousmane Dembélé begonnen. Alle haben früher oder später ihren Willen durchgestiert.
Eigentlich wären ja die Vereine am längeren Hebel. Die Spieler haben Verträge unterschrieben, die sie binden. Während der Verein lediglich Geld für den Weiterverkauf einbüssen würde, setzen die Spieler ihre ganze Karriere aufs Spiel. Die Vereine könnten die Spieler nämlich bis zum Ablauf des Vertrags in die Reserve stecken. Wetten, die betroffenen Spieler würden sich nach einigen Wochen öffentlich entschuldigen und sich zusammenreissen?
So könnte Dortmund Aubameyang per sofort in die Reserve verbannen. Im Prinzip, bis sein Vertrag im Juni 2021 ausläuft. Dann ist er 32 Jahre alt und die Karriere praktisch gelaufen.
Aber machen wir uns nichts vor. Viel eher wird Aubameyang verkauft, als zumindest mal für einige Wochen in die Reserve gesteckt, um über sein Verhalten nachzudenken. Dafür ist einfach zu viel Geld im Spiel. Geld, welches Dortmund zwar nicht dringend braucht, das aber eben doch mit Handkuss nimmt für einen Spieler, der offensichtlich disziplinarische Probleme hat.
Ich hoffe für den Fussball, für Dortmund und für Pierre-Emerick Aubameyang, dass sich der Gabuner zusammenreisst, sich entschuldigt und die Geschichte in Dortmund doch noch ein versöhnliches Ende nimmt. Falls Aubameyang keine Einsicht zeigt, bleibt nur zu hoffen, dass er nicht mit einem Vertrag bei einem anderen Topklub belohnt wird. Es wäre ein weiterer Schritt in die falsche Richtung im modernen Fussball.