Röthlin zeigte in seinem letzten Marathon der Karriere noch einmal eine starke Leistung und erwies sich einmal mehr als Schweizer Teamleader. In den Kampf um die Medaillen vermochte der 39-jährige Obwaldner aber nicht einzugreifen. Mit 2:13:07 Stunden lief Röthlin als Fünfter am Bürkliplatz in der Zürcher Innenstadt über die Ziellinie.
«Es gibt halt junge Wilde, die mehr Power als ich haben», so Röthlin im SRF-Interview. Nach dem Zieleinlauf vergoss er, mit einer Schweizer Flagge umhüllt, «ein paar Tränen», wie Röthlin sagt: «Es war ein sehr emotionaler Moment für mich.»
Für Röthlin ging mit dem 27. Marathon seine eindrucksvolle Karriere zu Ende. 2006 hatte er in Göteborg EM-Silber gewonnen, ein Jahr später in Osaka WM-Bronze. An den Olympischen Spielen in Peking 2008 belegte er Rang 6, ehe er 2010 in Barcelona seine Karriere mit dem Gewinn des EM-Titels krönte. Mit 2:07:23 Stunden hält Röthlin den Schweizer Rekord, den er 2008 bei seinem Sieg in Tokio aufgestellt hatte.
Eine Enttäuschung setzte es für Tadesse Abraham ab. Der gebürtige Eritreer, der erst vor wenigen Wochen den Schweizer Pass erhalten hatte, wurde seiner Favoritenrolle nicht gerecht. Nach rund 30 Kilometern musste er die Spitzengruppe ziehen lassen, am Ende belegte er in 2:15:05 Stunden den neunten Platz.
Der Druck, es bei seiner Premiere für die Schweiz besonders gut zu machen, sei wohl etwas zu viel für ihn gewesen, wie Abraham im Interview feststellt.
Sowohl Abraham als auch Röthlin wurden für ihre Leistungen doch noch mit einer Medaille belohnt. Mit zehn Sekunden Vorsprung auf Italien sicherte sich das Schweizer Team am Ende hinter Russland und Frankreich die Bronzemedaille.
Röthlin freut sich. «Es ist schlicht sensationell» und meint, «es gibt kein schöneren Abschied». Christian Kreienbühl lief als drittbester Schweizer als 23. in 2:18:36 Stunden über die Ziellinie. Michael Ott, Patrick Wieser und Adrian Lehmann belegten die Plätze 37, 44 und 46.
Gold in der Einzelwertung holte sich der Italiener Daniele Meucci, der erst den dritten Marathon seiner Karriere bestritt. Der 28-Jährige aus Pisa feierte in 2:11:08 Stunden einen überlegenen Sieg. Meucci hatte in der Vergangenheit bereits auf der Bahn EM-Medaillen gewonnen. 2010 holte er über 10'000 m Bronze, zwei Jahre später in Helsinki Silber. (si/syl)