So überraschend dieser 3. Platz auch sein mag – wäre bei einem besseren
Start nicht sogar ein Sieg möglich gewesen?
Tom Lüthi: Ich mag dieses hätte und wäre nicht. Ja, ich habe ganz am Anfang
einen schweren Fehler gemacht. Ich bin auf die Aussenbahn geraten und habe
zu viele Plätze verloren. Aber ein Sieg? Ich konnte noch nicht so spät bremsen
wie ich mir das sonst gewohnt bin und hatte deshalb Mühe, mich nach vorne zu
kämpfen. Als ich dann auf einmal Zarco vor mir sah, da wusste ich, dass ein
Podestplatz möglich ist.
Vor einem Jahr «erbten» Sie den 3. Platz nach der Disqualifikation von
Nakagami. Das Gefühl dürfte jetzt besser sein.
Definitiv. Schon weil es schöner ist, oben auf dem Podest zu
stehen als hinterher zu erfahren dass man nachgerutscht ist.
Sie stürzten im Warm-Up. Offensichtlich hat dieser Sturz Ihr Selbstvertrauen
nicht angeknackst.
Überhaupt nicht. Ich wusste was passiert ist. Wegen einer
Bodenwelle ist mir das Vorderrad weggerutscht. Die Reifenhaftung des
Vorderrades ist jetzt noch das Problem.
War es denn nötig, im Warm-Up schon so Gas zu geben?
Ja, wir haben im Vergleich zum Abschlusstraining noch etwas
probiert und ich musste im Warm-Up ans Limit gehen. Ein riesiges Kompliment
an mein Team, das die Maschine wieder perfekt hergerichtet hat.
Auf der Zielgeraden hat Sie Alex Rins beinahe eingeholt.
Ich wusste, dass ich nicht meilenweit auf weiter Flur bin. Aber ich
wusste nicht, dass er so nahe an mir dran ist. Ich habe einfach am Schluss
alles getan, dass keiner vorbeikommen kann und auf einmal habe ich gespürt,
wie hinten etwas meine Maschine berührt. Das war Rins.
Der Schlussspurt eines alten Fuchses?
Die Erfahrung hilft. Vor der letzten Runde lasse ich mir an der Box
nur noch die letzte Runde anzeigen. Ich konzentriere mich dann in einem
solchen ganz darauf, niemanden mehr vorbeizulassen.
Very happy with that podium today. Thanks to my team. Good job. Looking forward to Austin pic.twitter.com/cKrtcaG1M0
— Tom Lüthi (@ThomasLUTHI) 29. März 2015
Das mahnt an Anita Weyermann: Nicht Gring abe u seckle, aber Grind abe u
Gas gä.
Nein, den Vergleich möchte ich nicht lesen. Es ist aber schon so,
dass ich in der letzten Runde hart kämpfen musste.
Ihren Steigerungslauf könnten wir auch so interpretieren: Je später der Abend,
desto besser der Lüthi.
Ich bin tatsächlich kein Frühaufsteher und schlafe spät.
Die Folge des neuen Lebenswandels seit Sie wieder Single sind?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin einfach kein Morgenmensch. Ich bin
in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag erst gegen 04.30 Uhr endlich
eingeschlafen.
Was haben Sie beim wach liegen getan? Hundertmal die Strecke abgefahren?
Nein, nein.
Schäfchen gezählt?
Nein, auch nicht. Ich habe mich einfach entspannt.
Sie sind noch lange nicht am Limit und trotzdem schon auf den dritten Platz
gefahren. Das verspricht für diese Saison einiges.
Ja, es ist sehr erfreulich, dass ich mit einer Maschine, die ich ja
noch gar nicht ganz kenne bereits so weit nach vorne gefahren bin. Wir sind
nach wie vor in einer Lernphase. Dieses Resultat tut uns gut und wir werden
jetzt gemeinsam noch besser.