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Rallye-Fahrer Gugu Zulu stirbt am Kilimandscharo

Gugu Zulu
Gugu Zulu (l.): Während Charity-Event am Kilimandscharo verstorben. Bild: twitter

Drama am Kilimandscharo: Der «schnellste Bruder Afrikas» stirbt an Charity-Event

Gugu Zulu steht für viele wie ein Beispiel dafür, dass «unmögliche» Dinge möglich sind. Einer der ganz wenigen schwarzen Rallye-Fahrer war Inspiration für eine ganze Generation Südafrikas. Jetzt ist er tot.
19.07.2016, 15:2619.07.2016, 15:51
Reto Fehr
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Gugulethu «Gugu» Zulu wollte am Mandela Day (Feiertag in Südafrika zu Ehren von Nelson Mandela an dessen Geburtstag am 18. Juli) zusammen mit weiteren Persönlichkeiten mit dem #Trek4Mandela den Kilimandscharo, den mit 5895 Metern höchsten Berg Afrikas, bezwingen. Der jährliche Anlass sammelt Geld dafür, dass insbesondere in ländlichen Teilen Südafrikas bis zu 350'000 Mädchen auch während der Menstruation der Schulbesuch ermöglicht wird.

Start zum Kilimandscharo mit Ehefrau Letshego. Da war noch alles in Ordnung.

Am zweiten Tag des Trecks schrieb Zulu noch fröhlich: «Harter zweiter Tag. Meine Frau schlägt sich fantastisch. Ich habe Grippe-ähnliche Symptome. Aber ich werde einfach Schritt für Schritt weiterschauen.»

Ein von Gugu Zulu (@guguzulu) gepostetes Foto am

Doch am dritten Tag, in der Nacht kurz vor der Besteigung des Gipfels, musste der Rallye-Fahrer notfallmässig ins Tal transportiert werden. Weil das Gelände schlecht erreichbar ist, bedeutete dies 25 Kilometer auf einer Bahre auf Rädern ins Tal. Vier Stunden dauerte der Transport. Obwohl er unter medizinischer Beobachtung stand, verstarb er später im Spital im Beisein seiner Frau.

Die genaue Ursache ist noch unklar. Es wird von Atemproblemen und der Höhenkrankheit ausgegangen. Stimmen werden laut, dass der Rallye-Fahrer früher hätte umkehren müssen. Der Kilimandscharo ist technisch kein schwieriger Berg, das Problem ist die dünne Luft. Rund 35'000 Menschen steigen jährlich auf den Gipfel, zehn kommen dabei ums Leben.

Es hört sich paradox an. Zulu bezeichnete Rallye-Fahren immer als «gefährlichster Motorsport, bei welchem du dein Leben in die Hände deines Navigators legst. Du balancierst am Abgrund. Es ist wie kontrolliertes Chaos.» Jetzt kam er bei einer «Wanderung» für einen guten Zweck ums Leben.

Ein von Gugu Zulu (@guguzulu) gepostetes Foto am

Der letzte Instagram-Post. Zulu schrieb dazu: «Geniesse einen Spaziergang mit meiner Frau am Akklimatisationstag über den Wolken — traumhaft.»

Der «schnellste Bruder Afrikas»

Zulu gehörte zu den besten Rennfahrern Südafrikas und war als «schnellster Bruder Afrikas» bekannt und beliebt. Sein Ziel, Le Mans oder die Rallye Dakar, wird er nicht mehr erleben können. Doch er ebnete den Weg für kommende Fahrer nicht privilegierter Familien. «Wenn ich Jugendliche motivieren kann, ihren Weg zu gehen und im Motorsport Fuss zu fassen, ist mein Ziel erreicht», sagte er einst. 

Der 38-Jährige kam im bekannten Township Soweto zur Welt und wollte seit seinem sechsten Lebensjahr «Fahrer» werden. Obwohl die Apartheit damals gerade zu Ende ging, war dieser Traum für Schwarze praktisch unerreichbar. In der Schule sei seine Zukunftshoffnung von Freunden als «der grösste Witz aller Zeiten» abgetan worden. Ein schwarzer Rennfahrer, das war völlig undenkbar.

Doch Zulu träumte weiter. In einem Zeitungsinserat las er per Zufall, dass der Motorsport schwarze Fahrer suche. Aus 600 Interessenten war er einer der wenigen, welche die Ausbildung beginnen konnten. Er gab seinen guten Job in der IT-Branche für seinen Traum auf. Mit harter Arbeit und trotz diversen Rückschlägen — insbesondere finanzieller Natur — bahnte er sich den Weg nach oben.

Neben dem Motorsport absolvierte er mit seiner Frau zusammen auch diverse Lauf- und Mountainbikerennen. Unter anderem das Cape Epic, wo Gugu seiner Letshego 2013 nach der Zielankunft den Heiratsantrag machte.

«Du musst am Steuer deines Lebens sitzen, nicht auf dem Beifahrersitz»

Zulu war Inspiration für viele Jugendliche. Als Tipp, wie sie ihre Träume erfüllen könnte, erklärte er vor wenigen Monaten der Radiomoderatorin Sam Cowen (hier gibt es das ganze Gespräch): «Es gibt keine Eingangstüre, die offen steht. Wenn du etwas willst, mach es auf deine Art. Glaube daran, arbeite hart an dir, treibe das Geld auf, versuche es. Es kann gelingen.»

Reaktionen auf den Tod von Gugu Zulu.YouTube/SABC Digital News

In Südafrika lebt die Debatte noch immer: Sind Schwarze benachteiligt oder kommen sie an Jobs, weil sie jetzt gefördert und bevorzugt werden? Zulu sagte dazu: «Jeder muss sich seine Chancen erarbeiten und wenn die Möglichkeit da ist, musst du sie packen. Wenn du das nicht machst, wirst du nie Erfolg haben. Du musst am Steuer deines Lebens sitzen, nicht auf dem Beifahrersitz.»

Der Südafrikaner hinterlässt Ehefrau Letshego, welche er mit sich zusammen als #AdventureCouple bezeichnete, und Tochter Lelethu, die vor drei Wochen ihren ersten Geburtstag feierte.

Die Zulus feiern den ersten Geburtstag von Töchterchen Lelethu.

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Die schlimmsten Formel-1-Unfälle seit 1994
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quelle: getty images north america / ben radford
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