Damit hat beim EV Zug mit Sicherheit niemand gerechnet. Bereits im fünften Playoff-Spiel der Saison 2017/18 geht es für den Finalisten des Vorjahrs um alles oder nichts. Eine weitere Niederlage in der Viertelfinal-Serie gegen die ZSC Lions, und die lange Sommerpause würde beginnen, noch bevor der Osterhase seine Nester versteckt hat.
Noch haben die Innerschweizer natürlich die Chance, das Schicksal des frühen Ausscheidens abzuwenden. Sie sollten auf ihrer Suche nach positiven Anhaltspunkten aber tunlichst den Blick in die Geschichtsbücher vermeiden. Denn wenn sich der EV Zug während der Playoff-Ära als etwas erwiesen hat, dann bestimmt nicht als Comeback-Künstler.
Seit die Zuger 1990 erstmals an den NLA-Playoffs teilgenommen haben, gelang es ihnen im «Best-of-7»-Format (vier benötigte Siege, um weiterzukommen) erst einmal, einen 1:3-Rückstand noch aufzuholen. Das war in der Saison 2006/2007, als man gegen die Rapperswil-Jona Lakers sogar mit 0:3-Siegen im Hintertreffen lag, dann aber viermal in Serie als Gewinner vom Eis ging.
Aus der damaligen Zuger Mannschaft sind aktuell immerhin noch zwei Spieler dabei: Captain Raphael Diaz und Fabian Schnyder. Damit ist auch klar, wen Diaz im Anschluss an die 0:5-Niederlage vom Samstag in Zürich meinte, als er davon sprach, dass es in der EVZ-Mannschaft «Spieler gibt, die in den Playoffs schon 0:3-Rückstände aufgeholt haben.»
Immerhin: Insgesamt gelang es in der Best-of-7- Ära (seit 1998) elfmal Teams, sich aus einer vergleichbar unkomfortablen Lage wie jener der Zuger noch zu befreien. Das zeigt: Es ist durchaus möglich. Wenn man daran glaubt.
Letztlich wird sich im Kopf entscheiden, ob das EVZ-Team zu solch einem Steigerungslauf in der Lage ist. Es ist Fluch und Segen des Playoff-Formats, dass Mannschaften, die monatelang relativ sorgenlos durch die Qualifikation gegondelt sind, grosse Mühe haben, auf plötzlich auftretende Widerstände zu reagieren. Zumal in den Playoffs mit dem hohen Spielrhythmus kaum Zeit bleibt, Luft zu holen und sich neu zu organisieren. Auf der anderen Seite profitieren talentierte Teams wie die ZSC Lions, die sich mehr schlecht als recht durchs Programm gequält haben, davon, wenn der berühmte Schalter gekippt worden ist.
Der Schlüssel zum Erfolg für ein historisches Zuger Comeback? Fabian Schnyder sagte am Samstag, vermutlich auch in Erinnerung an jene Serie vor elf Jahren, dass «der Wille entscheidend ist». Das ist in der Tat der Hauptpunkt. Trotzdem braucht der EVZ neben mentaler Härte auch spielerische Lösungen auf dem Eis.
Zum Beispiel bei den «Special Teams», die während der Qualifikation noch ein grosser Pluspunkt waren, mittlerweile aber zu einer Hypothek geworden sind. Zum Vergleich: die Powerplay-Quote der Zuger in den Playoffs: 8,3 Prozent. In der Qualifikation: 21,3 Prozent. Das Penalty-Killing in den Playoffs: 70,6 Prozent. In der Qualifikation: 83 Prozent.
Immerhin: Der EVZ weiss, wo er ansetzen muss, um die bösen Geister der Vergangenheit zu vertreiben.