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Der Affe ist vom Baum gefallen. Na ja, nicht während der Eröffnungsfeier und nicht sichtbar für die Zuschauer im Stadion oder vor den Bildermaschinen. Ein altes koreanisches Sprichwort sagt, auch ein Affe könne mal vom Baum herunterfallen. Will heissen: Es kann immer etwas schiefgehen.
Kaum hat der Einmarsch der Nationen begonnen, ist das gesamte Kommunikationssystem in den olympischen Medienzentren ausgefallen. Wer nicht frieren wollte und schlau das grosse Schauspiel nicht im zugigen Stadion, sondern in den warmen Schreibstuben verfolgte – und das waren Hunderte – sass auf einmal vor schwarzen Bildschirmen. Auch die Internet-Leitungen waren tot. So ist das halt. Live ist nur live für den, der vor Ort ist.
Eine ungewöhnliche Panne, die es im Internet-Zeitalter so an den Spielen noch nicht gegeben hat. Und schon melden sich die Zyniker: War es ein heimtückischer Angriff von Kims «Cyber-Kriegern» aus dem Norden? Wohl nicht. Schliesslich weilt ja seine Schwester im Stadion.
Während der Eröffnungsfeier ist der Affe auf dem Baum geblieben. Keine sichtbare Panne. Das Spektakel in Kürze: Alles beginnt pünktlich um 20.00 Uhr mit Glockengeläut und nach Trommelwirbel marschieren die Athletinnen und Athleten ein. Es folgen weitere Showelemente. Ein Festival der schönen Kostüme, der bunten Fahnen, der Choreografien, der imposanten, tanzenden Puppenfiguren und durchdrungen von Präzision und Harmonie, Tradition und Moderne. Kurz vor 22 Uhr spricht Staatspräsidend Moon Jae-in zum Abschluss die offizielle Formel: «Die 23. Olympischen Winterspiele sind eröffnet» gesprochen. Die Eiskunstläuferin Kim Yuna, die «Königin von Südkorea», Olympiasiegerin 2010 in Vancouver entzündet das olympische Feuer.
Diese Eröffnungsfeier war mehr als einfach ein grosses Schauspiel. Sie hat gerade hier eine noch grössere symbolische Bedeutung. Sie sagt uns: Die grosse, globale Sportshow hat begonnen, vergesst was vorher war. Geniesst für ein paar Tage ein globales Sportfest. Feiert die Helden, leidet mit den gestürzten Titanen, tröstet die Versager.
Und die Feier hat vor aller Welt die Ohnmacht der Dopingbekämpfer offenbart (ja, ja, das Thema ist halt allgegenwärtig). Die Herren der olympischen Ringe konnten sich bekanntlich nicht durchringen, die Athletinnen und Athleten aus Russland auszuschliessen, die sie doch vorher so verteufelt hatten.
Ein Volontär trägt die olympische Fahne ins Stadion und dahinter marschieren die «Olympic Athletes of Russia». Unter dieser Bezeichnung dürfen doch Sportlerinnen und Sportler aus Russland teilnehmen. Aber russische Flagge und Hymne werden ihnen bei einem Medaillengewinn verwehrt sein. Bereits geht das Gerücht um, im Falle eines olympischen Sieges werde ein «eingeschleuster» Chor im Publikum die russische Hymne singen und die grossrussische Flagge schwingen.
Der Zyniker sagt, gerade diese Eröffnungsfeier sei propagandistisches Blendwerk. Die Mahner des Untergangs, die über zerstörte olympische Werte fabulieren, hatten selten so grossen Zulauf. Die Spiele eignen sich halt mehr denn je für jede Kritik an allen Missständen der Zeit. Wer als Chronist die Spiele nicht kritisiert, dem setzt sich dem Verdacht fehlenden intellektuellen Tiefganges aus.
Aber der Sport ist stärker denn je. Die olympische Eröffnungsfeier ist auch ein starkes Zeichen für die Kraft, die Ausstrahlung der Spiele, der olympischen Idee, des Sportes, der Jugend, der Hoffnung geworden.
Ob frierend in der Arena oder drinnen an der Wärme vor den TV-Apparaten – auch diesmal konnte sich niemand der Faszination, der Ausstrahlung, der Anziehungskraft der Spiele entziehen.
Die olympische Eröffnungsfeier ist wie eine feierliche Erneuerung des olympischen Geistes. Um es eidgenössisch auszudrücken: wie eine Erneuerung eines globalen Rütlischwures des Sportes.