Der Teufel ist los am Finaltag in Santiago. Tausende heissblütiger Chilenen wollen ihre beiden Futbol-Calle-Teams bei den Finalspielen sehen und unterstützen. Der Platz auf den Tribünen reicht nicht und so drängen Hundertschaften von weiteren Futbol-Calle-Aficionados gegen die Absperrgitter.
Nur mit grosser Mühe können Ordner und Helfer die Leute zurückhalten. Als dann der Frauenfinal angepfiffen wird, drücken die Chileninnen die Titelverteidigerinnen aus Mexico mit der gleichen brachialen Wucht an die Wand. Es ist ein äusserst intensives, aber kein schönes Spiel. Am Ende gewinnen die Chileninnen die Schlacht mit 4:3. Die Revanche für die letztjährige Finalniederlage gegen Mexico ist geglückt und das erst noch daheim.
Anders das Spiel beim Herrenfinal. Chile setzt auf Tempo und Klasse und geht gegen Bosnien-Herzegowina früh in Führung. Es wird toller Strassenfussball geboten, auch wenn nie wirklich Spannung aufkommt, dass Chile das Spiel noch entgleiten könnte. Die Europäer müssen sich weiter gedulden, den Homeless World Cup wiedermal den Lateinamerikanern entreissen zu können.
Chile feiert bei den Männern nach 2012 bereits den zweiten Weltmeistertitel. Ein Chilene sogar seinen zweiten. Als Spieler darf man per Reglement zwar nur einmal am Homeless World Cup teilnehmen. Leo Briceño, der in Mexico noch die 11 auf dem Rücken trug, ist aber neu als Coach an der Bande und schreibt sich mit dem Erfolg in die Annalen der HWC-Geschichte. Strassenfussball-Weltmeister als Spieler und Coach kann sich sonst keiner nennen.
Der Schweizer Assistenz-Coach Marco Zanni, der 2011 als Nati-Spieler mit dem 28. Rang in Paris das bislang beste Ergebnis einer Schweizer Nati am HWC erreichte, blieb es verwehrt, seinen Spielererfolg zu toppen.
Die Schweiz verlor ihren Final im Futbol Calle Cup gegen Indien mit 2:4 und beendet den Homeless World Cup auf dem 34. Rang. Immerhin besser als die letzten beiden Jahre. Das ist für die Spieler ein guter Grund zum Feiern.