Als Fussballtrainer reicht es nicht, den richtigen taktischen Plan zu besitzen. Manchmal ist auch Improvisationskunst gefragt. So musste Basels Coach Paulo Sousa beim Heimauftritt in der Champions League nach nicht einmal zehn Minuten den ersten Wechsel tätigen – Aussenverteidiger Safari hatte sich verletzt. Wir wissen nicht, welchen Plan Sousa eigentlich ausgetüftelt hatte. Wir können nur sagen: Sein Alternativplan hat bestens funktioniert.
Der FCB formierte sich nach dem frühen Wechsel im 3-4-2-1-System. Die Doppelsechs aus Fabian Frei und Serey Die stand im Spielaufbau relativ tief, sodass Basel in der eigenen Hälfte viele Anspielstationen hatte. Aus einem ruhigen Spielaufbau heraus dominierten sie das Spiel, der ballführende Basler fand bis zum Mittelkreis stets einen freien Mitspieler.
Dies lag auch am fehlenden Pressing von Liverpool. Der Favorit zog sich in einem geordneten 4-2-3-1 hinter die Mittellinie zurück. Sie störten die Basler nicht in vorderster Linie, sondern suchten erst um den Mittelkreis herum den Zugriff. Der FCB nutzte dies, um aus der eigenen Hälfte heraus das Spiel zu kontrollieren – phasenweise hatten sie über 60% Ballbesitz.
Das eigene Ballbesitzspiel garnierte Basel mit einem cleveren Pressing. Elneny und Embolo positionierten sich recht zentral, sodass Basel stets Zugriff auf das Liverpooler Zentrum hatte. So verhinderte der FCB, dass Steven Gerrard aus der Tiefe das Spiel machen konnte. Basel zwang Liverpools Innenverteidiger, das Spiel selber zu eröffnen. Doch Lovren und Skrtel fiel meistens nicht mehr ein als der planlose lange Ball nach vorne. So war der Ball nach einem Fehlpass schnell wieder in den Basler Reihen.
Trotz Dominanz und hoher Ballbesitzwerte brauchte Basel lange, um sich Torchancen zu erspielen. Bei eigenen Angriffen gingen sie nicht das höchste Risiko ein. Rechtsverteidiger Gonzalez hielt sich genauso wie die Doppelsechs zurück. Oft blieb nur der direkte Pass auf Stürmer Marco Streller. Dieser verarbeitete gewohnt stark die Zuspiele mit dem Rücken zum Tor und legte sie auf die nachfolgenden Spieler ab – nur stand selten jemand bereit, den Ball im Anschluss zu verarbeiten.
Ein Problem war die fehlende Präsenz auf den Aussen. Die Flügel standen im Spielaufbau meistens recht hoch, sodass sie aus der Abwehr heraus nicht anspielbar waren. Im späteren Angriffsverlauf wagten sie sich aber zu selten an die letzte Linie, sodass sie oft nur mit einem Rückpass anspielbar waren:
Ihre zurückhaltende Rolle hatte auch mit dem hohen Respekt vor Liverpooler Kontern zu tun – keinesfalls wollte Basel ins offene Messer laufen.
Erst nach der Pause wagte sich Basel weiter vor, Gonzalez und Hamoudi trauten sich mehr. Gonzalez liess sich teilweise weit zurückfallen, nur um Sekunden später vorne an der letzten Linie aufzutauchen. Auch Hamoudi war nun mehr Flügel als Verteidiger. Im Zusammenspiel mit Elneny und Embolo entwickelte das Basler Spiel mehr Dynamik, vor allem nach Ballgewinnen spielte das Team zügiger und zielstrebiger. So konnte Basel in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte die Dominanz endlich in Torchancen ummünzen.
Am Ende reichten zehn sehr offensive Minuten und ein Tor nach einem Standard (52.) für den Aussenseiter-Erfolg. Die Liverpooler hatten in der Folge keine Idee, wie sie das Spiel drehen könnten. Ihrem Spielaufbau fehlte jeder Esprit, auch weil Basel bis kurz vor Schluss den Druck auf Gerrard hochhielt. Mit langen Bällen auf den eingewechselten Rickie Lambert wollte Liverpool das Glück erzwingen – das war zu wenig gegen eine kämpferisch starke Basler Mannschaft. Basel verteidigte routiniert im 5-4-1.
Trainer Paulo Sousa hat die richtige Taktik gewählt – ob nun von Anfang an gewollt oder durch die Verletzung von Safari erzwungen. Der Sieg gegen den Favoriten aus Liverpool stärkt den FC Basel im Kampf um die Achtelfinal-Qualifikation.