Sport
Spielverlagerung

Ein Spiel auf Augenhöhe – individuelle Klasse und Effizienz entscheidet

Trainer Carlo Ancelotti weiht Cristiano Ronaldo in seine taktische Geheimnisse ein.
Trainer Carlo Ancelotti weiht Cristiano Ronaldo in seine taktische Geheimnisse ein.Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS
Analyse Basel – Real Madrid

Ein Spiel auf Augenhöhe – individuelle Klasse und Effizienz entscheidet

Durch ihre höhere Grundintensität und eine gute strategische Geschlossenheit kann sich der FC Basel in vielen Szenen entscheidende Räume erspielen und halten Ronaldo und Co. gleichzeitig aus den wichtigen Zonen vor dem eigenen Strafraum heraus. Letztlich war Real jedoch effektiver beim Ausspielen gefährlicher Situationen.
27.11.2014, 07:2327.11.2014, 08:32
martin rafelt /spielverlagerung.de 
Mehr «Sport»

Flexibilität bestimmt das Spiel

Prägend für das Spiel ist ein tiefes Mittelfeldpressing der Basler, was sich als passende Antwort auf Reals 4-4-2 entpuppt. Die Madrilenen interpretieren ihr System sehr unorthodox: Alle Mittelfeld- und Angriffsspieler bewegen sich sehr frei und weiträumig durch die Offensive. Dementsprechend anpassungsfähig muss die gegnerische Defensive bleiben und das gelingt. 

Die Grundformationen der Mannschaften

Real in einem 4-4-2, Basel in einer 4-1-4-1-artigen Mischformation. Beide Systeme wurden sehr flexibel interpretiert.
Real in einem 4-4-2, Basel in einer 4-1-4-1-artigen Mischformation. Beide Systeme wurden sehr flexibel interpretiert.

Besonders die drei zentralen Mittelfeldspieler sind permanent flexibel und aufmerksam, um gemeinsam den Weg in den Raum vor die Abwehr zu versperren. Mal agieren Elneny und Frei als Doppelsechs, mal formieren sich Zuffi und Elneny als Doppelacht, häufig entstehen freie Zwischenstaffelungen. Der Fokus liegt dabei stets darauf, die Madrilener Kreativspieler voneinander zu trennen. 

Extrem viel Bewegung, wenig Sauberkeit

Mit dieser Strategie fahren die Basler relativ gut, obwohl sie es nicht schaffen, gezielt Druck aufzubauen. Dafür sind die Abstände zwischen den Ketten zu hoch und die Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen zu unsauber. Die Anpassungsfähigkeit geht zu Lasten der kollektiven Präzision. So lässt Real den Ball zwischen den tieferen Mittelfeldräumen gut zirkulieren und hat auch immer wieder Räume in der Offensive zur Verfügung, die Ronaldo und Benzema weiträumig ansteuern. 

Die Anbindung gelingt jedoch selten und vor allem zu selten in aussichtsreichen Situationen. Die Bewegungen vor Kroos sind zu chaotisch. Isco und James verlieren immer wieder den Kontakt zueinander und zur Offensive. Die eher passive Basler Isolierungsstrategie verstärkt diese Probleme. So lässt sich Real trotz der gebündelten Spielstärke im Zentrum und guter Kombinationsansätze oft auf den Flügel drängen und dort von Basels Verschieben isolieren.

Stossstürmer Breel Embolo musste gegen die stämmigen Innenverteidiger (im Bild gegen Sergio Ramos) hartes Brot essen.
Stossstürmer Breel Embolo musste gegen die stämmigen Innenverteidiger (im Bild gegen Sergio Ramos) hartes Brot essen.Bild: freshfocus

Basels Umschaltspiel

Infolge der Inkonstanz und Unsauberkeit von Reals Bewegungsspiel gibt es dann auch immer wieder Basler Ballgewinne durch leichte Fehlpässe oder unnötige Fehlpässe. Wegen der sehr weiträumigen Offensivordnung und der geringen Absicherung – im Grunde sichert Kroos allein das ganze Mittelfeld – hat Real dann häufig auch keinen Gegenpressing-Zugriff im ersten Moment nach dem Ballverlust.

Balleroberung

Ballverlust von Ronaldo an der Seitenlinie. Wegen der fehlenden Verbindungen zwischen Reals Offensivspielern dominiert Basel die ballnahen Räume ganz klar und kann ungestört kontern. Es folgt dennoch  ...
Ballverlust von Ronaldo an der Seitenlinie. Wegen der fehlenden Verbindungen zwischen Reals Offensivspielern dominiert Basel die ballnahen Räume ganz klar und kann ungestört kontern. Es folgt dennoch ein überhasteter, unpräziser Ball auf Embolo, den Ramos locker abläuft.

Die Hausherren bekommen dadurch etwas Zeit, ihre Konter zu initiieren. Diese spielten sehr entschlossen und geschlossen. Die vier Mittelfeldspieler vor Frei schalten sehr schnell um. Embolo lässt sich etwas in die Räume neben Kroos fallen, wird dann häufig mit dem ersten eröffnenden Pass bedient und kann auf einen der dynamisch nachrückenden Mitspieler ablegen. Auch aus dem eigenen Ballbesitz gibt es häufig dieses Angriffsmuster, welches Real schlecht in den Griff bekommt.

Reals Athletik entscheidet das Spiel

Dass es trotz zahlreicher Räume und guter Angriffsansätze nicht zu einem Basler Tor reicht, ist eine Folge der fehlenden Konsequenz beim Ausspielen der Attacken und auch der unterlegenen Athletik. Ramos und Varane haben im Zweikampf selten Probleme und können viele Angriffe mit ihrer herausragenden Dynamik ablaufen. Im Mittelfeld lassen sich die Basler zu leicht unter Druck setzen. Sie nutzen die grossen Räume nicht konzentriert genug und spielen verfrühte Risikopässe oder schiessen unnötig aus der Distanz.

Der aktuelle Weltfussballer entscheidet mit seinem Tor das Spiel.
Der aktuelle Weltfussballer entscheidet mit seinem Tor das Spiel.Bild: ARND WIEGMANN/REUTERS

Mehr zum Spiel

Auch beim Siegtor spielt Real seine individuelle Überlegenheit aus. Nach einem hohen Abstoss können sich Benzema und James gegen mehrere Gegenspieler durchsetzen, auch weil die Abwehr nicht kompakt genug nachschiebt. Anschliessend laufen Benzema, Ronaldo und Bale auf drei Gegenspieler zu. Sowas endet naturgemäss meist in einem Tor. 

Die Situation vor dem 0:1 – das Tor ist abzusehen

Bild
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Was du schon immer sehen wolltest: Ein Gespräch zwischen Eismeister Zaugg und Marc Lüthi

In der Playoff-Zeit, da widmet sich selbst das öffentlich-rechtliche Fernsehen in der Schweiz wieder dem Eishockey. Zumindest teilweise. Live-Spiele gibt es beim SRF keine mehr zu sehen, echte Zusammenfassungen auch nicht. Aber gestern hat «10 vor 10» dafür watson-Eismeister Klaus Zaugg porträtiert.

Zur Story