Die Partie werden wir alle nie mehr vergessen. Im Achtelfinal in Melbourne rang Novak Djokovic Stan Wawrinka 2013 mit 1:6, 7:5, 6:4, 6:7 (5:7), 12:10 nieder. 5:02 Stunden dauerte der grosse Kampf, welcher Fans rund um den Globus in seinen Bann riss. Alleine der letzte Satz war ein 100 Minuten langer Krimi.
Wawrinka erteilte Djokovic dabei im Startsatz eine 25-minütige Lehrstunde und schien auch den zweiten Durchgang für sich zu entscheiden. Doch als er bei 5:3 zum Satzgewinn aufschlug, zitterte das Händchen – Djokovic schaffte das Break und holte sich den Satz mit 7:5.
Auch der dritte Satz ging an den Serben. Ein Break zum 5:4 sorgte für die Entscheidung. Doch Wawrinka liess sich nicht lumpen. In Satz vier erreichte er das Tiebreak und nutzte dort seinen dritten Satzball mit einem Ballwechsel von 21 Schlägen – unter anderem auch ein Netzroller Wawrinkas – zum 2:2.
Der Entscheidungssatz war an Dramatik dann nicht mehr zu übertreffen. Nach zwei Breaks zum Auftakt halten beide ihren Service bis zum Stand von 11:10 für Djokovic. Wawrinka wehrt erst zwei Matchbälle ab, doch beim dritten Versuch ist er gegen den fantastischen Passierball des Serbens chancenlos – um 1:41 Uhr Ortszeit.
Wie sehr auch Djokovic gelitten hatte, zeigte er bei seinem Siegesjubel, als er sich das Shirt vom Leib riss und die Freude in die Nacht hinausschrie.
Was damals noch niemand wusste war, dass dieser bittersten Niederlage Wawrinkas innert Jahresfrist zwei weitere hochdramatische Duelle der beiden Cracks folgen würden. Im Halbfinal beim US Open vermieste Djokovic dem Schweizer den erstmaligen Major-Final mit einem 2:6, 7:6, 3:6, 6:3, 6:4 und dann trafen die zwei in Melbourne erneut aufeinander. Dieses Mal im Viertelfinal.
Wieder wurde die Partie episch, wieder ging sie über fünf Sätze, wieder schenkten sich die beiden Spieler nichts. 2:6, 6:4, 6:2, 3:6, 9:7 heisst es am Ende. Nach einem verpatzten Startsatz überzeugt Wawrinka in den Durchgängen 2 und 3. Im vierten Satz kassiert er aber das entscheidende Break zum 3:5.
Der Entscheidungssatz brachte je ein Break zum 2:1 und 2:2. Die Partie war hochklassig, musste bei 5:5 und 40:15 wegen Regens kurz unterbrochen werden, ehe der Romand seinen ersten Matchball nach genau vier Stunden zum 9:7 nutzte. Djokovic ermöglichte diesen mit einem missratenen Volley und verlor in Melbourne erstmals nach 25 Partien wieder.
Für Wawrinka war es damals der erste Sieg gegen den Serben nach 14 Niederlagen (oder acht Jahren). Die Fortsetzung ist bekannt: Der Schweizer sicherte sich seinen ersten Grand-Slam-Titel.
Jetzt kommt es also zum Jubiläumsduell in der Rod-Laver-Arena. Das 20. Spiel der Beiden steigt am Freitag im Halbfinal. «Alle erwarten wieder einen Kampf», blickt Djokovic nach seinem Viertelfinalsieg gegen Milos Raonic voraus. Die Weltnummer 1 befindet sich in Hochform. Seinen Service musste er bisher nur einmal abgeben. Er meint dazu: «Ich könnte auch mit 220 km/h servieren, aber ich lege mehr Wert auf Präzision und Variantenreichtum.»
Ajde tatice! Come on daddy! #NoleFam #AusOpen2015 @DjokerNole @AustralianOpen pic.twitter.com/Q3UYGGLYA6
— Jelena Djokovic (@JelenaRisticNDF) 28. Januar 2015
Ein Konzept gegen Wawrinka scheint er auch im Kopf zu haben: «Ich weiss, was ich tun muss. Da gibt es keine Geheimnisse.» Wawrinka auf der anderen Seite mangelt es ebenfalls nicht an Selbstvertrauen: «Ich vertraue dem, was ich tue.»