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Als «Queen Viktorija» adelt sie der «Blick». Das ist ein schöner Spitzname für eine Sportlerin, die noch am Samstagmorgen kaum einem Fan ein Begriff war. Doch keine 48 Stunden später ist dies ganz anders. Jetzt ist Viktorija Golubic keine Namenlose mehr, sondern eben: Königin Viktorija.
Die 23-jährige Zürcherin sorgte im Halbfinal des Fed Cups dafür, dass die Schweiz in Luzern bis zum abschliessenden Doppel vom Coup träumen durfte. Während bei Teamleaderin Timea Bacsinszky die Nerven versagten und zwei Mal verlor, konnte Golubic ihre beiden Einzel gewinnen. Zuerst gegen Karolina Pliskova, die Nummer 18 der Welt, dann trotz Satzrückstand gegen Barbora Strycova (WTA 33). Diese beiden Siege sind deshalb so bemerkenswert, weil Golubic erst auf Rang 130 der Weltrangliste zu finden ist.
Wie gut ist diese Viktorija Golubic wirklich? Besser, als sie selber es meine, sagt Heinz Günthardt, der Schweizer Fed-Cup-Captain. Wer Golubic am Wochenende spielen sah, der dürfte diese Aussage unterschreiben. Vorhand, Rückhand, Volleys und Stoppbälle – ihr gelang beinahe alles. Kein Wunder, stellte Günthardt sie auch im abschliessenden Doppel, das verloren ging, an die Seite von Martina Hingis.
Golubic, die als Fünfjährige mit dem Tennissport anfing, ist kein sehr junges Talent mehr. Sie ist mit 23 Jahren eher spät dran, wenn sie es noch in die erweiterte Weltspitze schaffen will. Timea Bacsinzsky war zwar auch erst als 25-Jährige erstmals unter den besten 50 Spielerinnen der Welt. Doch schon als Teenager gehörte sie zwischen 2008 und 2010 drei Jahre lang zu den Top 60, ehe sie zwischenzeitlich bis auf Rang 285 abstürzte und sehr nahe dran war, alles hinzuschmeissen.
Dagegen war Viktorija Golubic als Teenie nie eine Überfliegerin. Sie ist jetzt so gut, wie sie es in ihrer Karriere noch nie war: Letzte Woche schien sie in der Weltrangliste auf Rang 129 auf.
Damit ist Golubics Allzeit-Hoch deutlich schlechter als das anderer Schweizer Fed-Cup-Spielerinnen in diesem Jahrtausend: Romina Oprandi schaffte es einst bis auf Rang 32, Emmanuelle Gagliardi und Stefanie Vögele je auf Rang 42, Myriam Casanova war einmal auf Platz 45 klassiert. Keine dieses Quartetts konnte über längere Zeit reüssieren; Casanova gewann als einzige ein WTA-Turnier.
Sie habe von ihrem Potenzial gewusst, sagte Viktorija Golubic nach zwei aufregenden Tagen in Luzern: «Ich brauchte einfach länger, bis alle Puzzle-Steine zusammenpassen.»
An den Australian Open schaffte sie anfangs Jahr erstmals den Sprung ins Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers. Auch an den French Open, in Wimbledon und an den US Open dabei zu sein, dürfte eines ihrer Ziele für den Sommer sein. Die nächste Station ist Prag, wo für Golubic die Sandplatz-Saison beginnt.
Die zwei Exploits gegen die beiden Tschechinnen dürften ihr noch einmal Auftrieb geben. «Gut spielen ist das eine, dann auch zu gewinnen nochmals etwas ganz anderes», erklärte sie. Nun weiss Golubic, wie es sich anfühlt, zu gewinnen.
Auch wenn Vögele (WTA 116) in der Weltrangliste noch vor ihr steht, so gilt Golubic als neue Nummer 3 im Land. Sie hat gezeigt, dass das Fed-Cup-Team nicht chancenlos ist, wenn eine der beiden Leaderinnen Belinda Bencic oder Timea Bacsinszky fehlen. «Wir sind nur sehr schwer auszurechnen», freut sich Coach Günthardt. Das ist die schönste Erkenntnis des Tennis-Wochenendes. Eine Königin ist Viktorija Golubic zwar noch nicht, doch wenigstens schon ein kleines Prinzesschen.