Nur zwei Titel hat Novak Djokovic seit seinem French-Open-Erfolg vor einem Jahr gewonnen. Auf den Verlust des Weltranglisten-Throns folgt beissende Kritik, dann die Trennung von Boris Becker. Nun feuerte der Serbe gleich sein ganzes Team: Langzeitcoach Marjan Vajda, seinen Physiotherapeuten und den Fitnesstrainer. «Neues Jahr, neues Team, neues Glück», sagt er selber.
Und holt Andre Agassi, den achtfachen Grand-Slam-Sieger mit schillernder Vergangenheit, für die Mission Titelverteidigung an Bord. Doch wie kam es dazu? «Ich habe nach seiner Nummer gefragt. Ich wollte eigentlich nur persönlich Danke sagen, dass er mich in der Öffentlichkeit immer in Schutz genommen und verteidigt hat. Wir haben beide nicht gedacht, dass es so rauskommt.»
Sie hätten nach einem Gespräch gemerkt, dass sie ähnlich ticken würde: «Es hat sofort Klick gemacht. Andre weiss, wie ich mich fühle und was ich durchmache.» Agassi hat zunächst abgesagt, doch seine Frau, Steffi Graf, habe ihn ermutigt, die Herausforderung anzunehmen. «Ich versuche, so viel wie möglich von seinem Wissen, seiner Erfahrung und seiner Weisheit zu profitieren», sagt Djokovic.
Das Experiment ist vorerst auf ein paar wenige Tage ausgelegt, denn Agassi, der wegen eines Sponsors ohnehin in Paris weilt, fährt danach in die Familienferien. «Ich bin Andre sehr dankbar. Es fühlt sich nach einem neuen Kapitel. Es fühlt sich richtig an, diesen Schritt zu machen. Bei uns ist es, als würden wir uns schon ewig kennen», sagt Djokovic. Wenn das keine guten Voraussetzungen sind.
Als Favoriten auf den Titel sieht der Serbe Rafael Nadal, den neunfachen Paris-Sieger. «Er hat drei Turniere in Folge gewonnen, spielt auf seiner Lieblingsunterlage. Er spielt viel besser als noch im letzten Jahr.» Klar, dass Djokovic auch nicht jenen Spieler vergisst, der ihn in Paris als Letzter hat bezwingen können: Stan Wawrinka. «Er ist einer für die ganz grosse Bühne.»