Roger Federer wurde in Shanghai – im halbleeren Stadion zwar – sehr herzlich empfangen. Die Zuschauer gingen beispielsweise bei Challenges nicht nur mit rhythmischem Klatschen mit, sondern auch mit lauten «in, in, in» oder «out, out, out»-Rufen. Bei den vielen Plakaten für ihren Helden zeigten sie auch Humor, so wie diese Zuschauer:
Ein schöneres Kompliment ist heutzutage fast nicht mehr möglich ... Im Spiel wusste die Weltnummer 3 – der nach Nadals Niederlage an der Reihe war – bei seinem ersten Duell mit der 27-jährigen Weltnummer 25 Leonardo Mayer allerdings nicht zu überzeugen.
Der Entscheidungssatz verlief lange ausgeglichen. Bis Mayer beim Stand von 5:4 bei Aufschlag Federer zu zwei Matchbällen kam. Den ersten vergab er dabei kläglich an der Netzkante, als Federer die Partie wohl schon abgehakt hatte. Der Baselbieter schrammte dabei sprichwörtlich zwei Zentimeter am Ausscheiden vorbei. Den zweiten Matchball wehrte der 33-Jährige herrlich mit einem Vorhand-Winner ab.
Wenig später musste das Tiebreak über den Sieger entscheiden. Mayer erwischte mit dem Mini-Break zum 2:0 dabei den besseren Start und zog mit dem zweiten Service-Durchbruch scheinbar vorentscheidend auf 5:2 davon. Federer konterte allerdings mit einem genialen Crosscourt-Ball und profitierte danach von einem Vorhandfehler des Gauchos zum 4:5.
Der Schweizer schenkte Mayer dann seinerseits zwei weitere Matchbälle. Diese wehrte er stark ab. Den nächsten Matchball machte Federer mit einem Aufschlagswinner zunichte und konnte wenig später selbst eine Möglichkeit zum Sieg erspielen. Diesen nutzte er mit einem fantastischen Lobball.
«Heute hatte ich unglaublich viel Glück», war sich Federer bewusst. «Leonardo tut mir ein wenig leid, er hätte den Sieg verdient gehabt.» Mit dem eigenen Spiel war er nur bedingt zufrieden. «Manchmal machte es den Anschein, als wollte ich den Allzeitrekord für verschlagene Volleys brechen.» Die lange Pause habe vielleicht einen Effekt gehabt. Zudem sei er in den vergangenen Tagen etwas erkältet gewesen. Es sei aber schon wieder besser. Und: «Ich werde mit jedem Match, den ich spiele, besser werden», versprach er.
Federer startet im ersten Satz unkonzentriert und leistete sich lange zu viele Fehler. Mayer dagegen nutzte seinen vierten Breakball zum 2:1 und verpasste den wohl entscheidenden Servicedurchbruch zum 4:1 knapp, als er eine Breakchance vergab.
Als der Argentinier dann zum Satz servieren konnte, zitterte plötzlich sein Händchen. Mayer vergab zwei Satzbälle, Federer nutzte im Game, das rund zehn Minuten dauerte, seinen dritten Breakball zum 5:5. Wenig später verwertete der Schweizer den zweiten Satzball zum 7:5 nach genau einer Stunde mit dem zweiten Break.
Wer jetzt dachte, der Knoten sei geplatzt, der irrte. Mayer ging im zweiten Durchgang mit dem dritten Breakball 1:0 in Führung, musste in der Folge nur einen Breakball Federers abwehren und konnte seinerseits seinen ersten Satzball mit dem zweiten Break zum 6:3-Satzausgleich nutzen.
Da Rafael Nadal an Feliciano Lopez scheiterte, hatte Federer die Chance mit einem Sieg auf die Weltnummer-2-Position zu springen. Im Race bleibt der Schweizer aber weiterhin vor Nadal.
In der nächsten Runde trifft der Baselbieter auf Roberto Bautista Agut (ATP 18), der Vasek Pospisil mit 7:6, 3:6, 6:4 ausschaltete. Im Head-to-Head steht es seit dem Dreisatzsieg beim US Open vor fünf Wochen 1:0.