Novak Djokovic steht zum neunten Mal in Folge im Halbfinal des US Open. Und so einfach wie diesmal fiel der Vorstoss dem Serben noch nie. In fünf Runden musste die Weltnummer 1 lediglich zweimal – in der 1. und in der 4. Runde – einen Matchball verwerten. Jiri Vesely trat in der 2. Runde gar nicht erst an, Michail Juschni gab in der 3. Runde nach sechs Games auf und Jo-Wilfried Tsonga im Viertelfinal zu Beginn des dritten Satzes. Titelverteidiger Djokovic erreichte den Halbfinal mit nur neun gespielten Sätzen und in weniger als sechseinhalb Stunden. So einfach hatte es noch nie ein Halbfinalist.
«Das ist schon schräg», gab die Weltnummer 1 zu. «So etwas habe ich noch nie erlebt.» Für die Fans und Tsonga tue es ihm natürlich leid. Er verheimlichte aber nicht, dass er über die Entwicklung nicht unglücklich ist. «Vor dem Turnier hatte ich mir etwas zusätzliche Erholung gewünscht», verriet er. «Und das ist nun eingetroffen. Die zwei bis drei Extra-Tage Pause tun mir gut.»
Djokovic hatte vor dem Turnier an Schmerzen im Handgelenk und im schlechten Schlagarm gelitten und nach dem Erstrunden-Aus an den Olympischen Spielen in Rio das Turnier in Cincinnati ausgelassen. «Vor dem Beginn des US Open fühlte ich mich nicht toll, aber ich arbeite hart im Training.» Härter jedenfalls als in seinen Matches.
Gegen Tsonga hinterliess Djokovic in den ersten zwei Sätzen einen guten Eindruck. Der Franzose war allerdings nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. «Ich habe ab Mitte des zweiten Satzes gemerkt, dass er mit 10 bis 20 km/h langsamer aufschlägt», erklärte der Serbe. Im Halbfinal stellt sich ihm nun am Freitag der nächste Franzose in den Weg – hoffentlich ohne körperliche Beschwerden.
Djokovic dürfte allerdings nicht allzu beunruhigt sein. Gaël Monfils, seit einer Woche 30-jährig, hat zwar am diesjährigen Turnier in fünf Partien noch keinen Satz abgegeben, gegen Djokovic aber in zwölf Partien auf höchster Ebene noch nie gewonnen. Einzig bei den Junioren und auf Future-Ebene hatte er den ein Jahr jüngeren Serben vor langer Zeit bezwingen können.
Monfils gewann im französischen Duell gegen Nadal-Bezwinger Lucas Pouille deutlich. Pouille, die Nummer 25 der Welt, wirkte nach drei Fünfsätzern in den letzten sieben Tagen platt und unterlag klar 4:6, 3:6, 3:6. Der als Nummer 10 gesetzte Monfils steht nach dem French Open 2008 (Niederlage gegen Roger Federer) erst zum zweiten Mal in einem Grand-Slam-Halbfinal.
Die Zuschauer der Night Session bekamen am Dienstagabend sehr wenig Action für ihr Geld. Vor der Aufgabe Tsongas war auch der Frauen-Halbfinal zwischen den ungesetzten Caroline Wozniacki und Anastasija Sevastova eine fade Angelegenheit. Die Lettin übertrat sich im zweiten Game den Knöchel und war in der Folge nicht mehr konkurrenzfähig. Wozniacki, US-Open-Finalistin 2009 und 2014, hatte leichtes Spiel und qualifizierte sich mit 6:0, 6:2 locker für den Halbfinal am Donnerstag gegen Angelique Kerber. (trs/sda)