Sport
Tennis

Lieber Roger … Marco Chiudinelli schreibt seinem Freund Roger Federer

World number one tennis player Roger Federer of Switzerland, right, and teammate Marco Chiudinelli, left, speak together during the first training session before their Davis Cup World Group Play-offs  ...
Kennen sich schon ewig: Chiudinelli und Federer 2006 im Training.Bild: KEYSTONE

Lieber Roger … Ein Brief an meinen guten Freund

Marco Chiudinelli ist Ex-Tennisprofi und Freund von Roger Federer seit Kindheitstagen. Zu seinem neusten Erfolg an den Australian Open schreibt er ihm einen Brief.
29.01.2018, 07:54
Marco Chiudinelli
Mehr «Sport»

20: Seit gestern steht diese Zahl im Herren-Tennis für eine neue Bestmarke an gewonnenen Grand-Slam-Titeln und einmal mehr warst es Du, lieber Roger, welcher dieses neue Kapitel in die Tennis-Geschichtsbücher schrieb. Bezeichnenderweise schafftest Du diesen gewaltigen Meilenstein genau an demselben Ort, wo Du vor 14 Jahren dank Deinem ersten Australian-Open-Titel zum ersten Mal den Weltranglistenthron erklommen hattest.

In den vier Stunden, die Du gestern zwischen dem Betreten der Rod Laver Arena und dem Verlassen derselben mit dem Siegerpokal im Arm verbrachtest, konnten die Zuschauer einmal mehr sehen, warum Du der grösste Champion bist, den der Tennissport je gesehen hat.

epa06481356 A handout photo made available by Tennis Australia shows Roger Federer of Switzerland posing with his trophy in the men's locker room after winning the men's final match against  ...
Federer mit seinem Schatz Norman.Bild: EPA/TENNIS AUSTRALIA

Einerseits zeigtest Du über weite Strecken Dein unglaubliches Schlagrepertoire, welches umfassender und beeindruckender ist als alles Vergleichbare in unserem Sport. In der Mitte des Matches demonstriertest Du dann Deinen enormen Kampfgeist und Deine unvergleichliche Gabe, in schwierigen und brenzligen Situationen meist einen Ausweg zu finden.

Und zum Ende bei der Siegerehrung hast Du Deinen Emotionen freien Lauf gelassen und versuchtest gar nicht erst zu verstecken, wie sehr Du den Tennissport liebst und wie viel Dir dieser Sieg bedeutet.

In diesem Moment des Triumphs fandest Du in Deiner Siegerrede wie immer die richtigen und respektvollen Worte sowohl für die Veranstalter und Fans wie auch für den unterlegenen Finalgegner. Auch diese Eigenschaften eines Gentlemans sind ein wesentlicher Faktor, dass Du von allen als dieser grösste Champion angesehen wirst.

Switzerland's Marco Chiudinelli, left, watched by his double partner, Roger Federer, right, returns the ball to Nertherlands' Thiemo De Bakker, top left, and Matwe Middelkoop, top right, dur ...
Davis-Cup-Doppel: Chiudinelli und Federer.Bild: KEYSTONE

Dass wir Tennisfans all dies noch erleben dürfen, haben wir nebst Deinen unglaublichen spielerischen Fähigkeiten vor allem auch Deiner unbändigen Liebe zum Tennis zu verdanken, welche Dir seit Januar 2017 ein solch starkes und unwiderstehliches Comeback ermöglichte.

Denn seien wir ehrlich: Zum Zeitpunkt Deiner Knieoperation vor 2 Jahren traute Dir fast niemand mehr eine Rückkehr als Grand-Slam-Champion zu. Du hättest es Dir einfach machen können und Dich mit damals 34 Jahren und 17 Grand-Slam-Titeln zur Ruhe setzen können.

Aber Du akzeptiertest diesen harten Rückschlag und nahmst die Challenge an, welche so ein Comeback immer mit sich bringt. Anstatt Dich damals zu hinterfragen, tanktest Du damals abseits des Tennisplatzes im Kreise Deiner Familie neue Energie und erlangtest in dieser Zeit eine bewundernswerte Lockerheit, welche es Dir heute erlaubt, Dein beeindruckendes Comeback noch mehr zu geniessen.

Als Dein Freund weiss ich vor allem Deine Ehrlichkeit, Deine Treue und Deine Bescheidenheit zu schätzen und dass Du ungeachtet Deiner vielen Erfolge immer der Gleiche geblieben bist. Als Tennisfan bin ich Dir aber vor allem dafür dankbar, dass Du die Kraft und die Motivation gefunden hast, mit Deinem Comeback nochmals allen, auch Dir selber, zeigen zu wollen, dass man sich auch in hohem Sportleralter noch verbessern und seine Sportart dominieren kann.

Und zusammen mit Millionen von Fans wünsche ich Dir, dass die Zahl 20 spätestens im Sommer nach Wimbledon bereits wieder der Vergangenheit angehören wird.

Roger Federer gewinnt das Australian Open 2018

Junge will wissen, von wo Roger den Spitznamen «The GOAT» hat

Video: watson

Unvergessene Tennis-Geschichten

Alle Storys anzeigen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Bruno Wüthrich
29.01.2018 09:32registriert August 2014
«Aus der Schweiz, überall auf der Welt geliebt.» - So ungefähr lautete der Satz über Roger Federer in der Rede des Hauptsponors. Federer ist der beste Botschafter der Schweiz. Seine Marke strahlt stärker als unsere Uhren-, Käse, Schokoladen- und Fremdenverkehrsindustrie zusammen in die Welt hinaus.
Dass RF entgegen aller Prognosen dieses Comeback schaffte, lässt seinen Stern noch heller strahlen. Er ist ein wahrer Champion und einer der grössten Sportler aller Zeiten weltweit. Sein Wert für die Schweiz ist unbezahlbar. - Gross, grösser, Federer!
18812
Melden
Zum Kommentar
avatar
N. Y. P. D.
29.01.2018 08:43registriert Oktober 2015
Marco,
Du solltest unserem Held noch mitteilen, dass er zuerst diese App instalieren muss, um Deinen Brief lesen zu können😄..

#RF4weindoch
7656
Melden
Zum Kommentar
14
Vettel denkt «natürlich» über Comeback nach und «liebäugelt» mit Formel-1-Rückkehr
Sebastian Vettel denkt an einen Rücktritt vom Rücktritt. Doch es gibt gleich mehrere Gründe, die für ihn gegen das Leben als Formel-1-Fahrer sprechen.

Der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel schliesst ein Comeback in der Königsklasse nicht kategorisch aus. «Ich glaube, dass ich damals gesagt habe, dass ich nicht weiss, ob ich einen Punkt erreichen werde, wo ich sage: Ich will zurück. Im Moment ist er auch nicht erreicht», sagte der 36-Jährige im Interview mit RTL/ntv: «Ich kann ihn aber weiterhin nicht ausschliessen. Wer weiss, was die Zukunft bringt.»

Zur Story