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Unglaublich! Das Hawk-Eye entscheidet das Australian Open! Roger Federer wehrt erst zwei Breakbälle ab, nutzt dann seinen zweiten Matchball mit Hilfe der Challenge und ist zum 18. Mal Major-Sieger!
Es war ein dramatisches Ende einer grossartigen Partie. Beide schenkten sich gar nichts. Im fünften Durchgang lag Federer in Rücklage, aber er schaffte das Rebreak zum 3:3, nahm Nadal danach den Service zum 5:3 ab und holte sich den Sieg in 3:40 Stunden mit 6:4, 3:6, 6:1, 3:6, 6:3.
Als erster Spieler überhaupt hat er damit drei Grand-Slam-Turniere mindestens fünfmal gewonnen (Australian Open, Wimbledon, US Open). Es war übrigens auch ein Jubiläum: Federer absolvierte sein 100. Spiel in Melbourne.
«Wenn es im Tennis ein Unentschieden gäbe, ich hätte den Sieg heute gerne mit Rafa geteilt», sagte Federer nach der Pokalübergabe von Rod Laver. Er wirkte dabei erstaunlich gefasst. Und verabschiedete sich mit: «Ich möchte euch allen danken. Ich komme seit fast 20 Jahren hierher. Ich hoffe, dass ich euch im nächsten Jahr wieder sehe. Und wenn nicht, dann hatte ich hier jetzt eine wunderbare Zeit und ich könnte nicht glücklicher sein.»
Auch Nadal war in der Enttäuschung trotzdem erstaunlich gut gelaunt an der Siegerehrung und zeigte Grösse: «Das war ein tolles Finale, aber vielleicht hat Roger den Sieg etwas mehr verdient. Ich werde es weiter versuchen, ich fühle, dass ich in guter Form bin.»
Federer ist mit seinen 35 Jahren 5 Monaten und 21 Tagen der zweitälteste Grand-Slam-Sieger aller Zeiten. Einzig Ken Rosewall war 1972 bei seinem Sieg in Australien mit 37 Jahren 2 Monaten und einem Tag noch älter.
Das Spiel begann ausgeglichen. Beide Kontrahenten starteten in dieses «grösste Spiel der Geschichte» souverän. Doch dann, beim Stand von 3:3 gelang Federer das Break zum 4:3.
Es war die Vorentscheidung in diesem Durchgang. Nach 35 Minuten holte sich der Schweizer den Satz mit 6:4:
Doch den Schwung konnte Federer nicht mitnehmen. Der 35-Jährige verlor den Faden, schlug nicht mehr so stark auf und kassierte zwei Breaks zum 0:4.
Federer konnte zwar ein Break zurückgewinnen, doch der Satz war weg. Nach 43 Minuten sicherte sich der Spanier den Durchgang mit 6:3.
1:1 nach Sätzen und jetzt erwischte Federer den besseren Start ins «Best-of-3»-Match. Die Weltnummer 17 wehrte im ersten Game zwei Breakbälle ab. Beide mit einem Ass:
Im nächsten Game schaffte der Schweizer seinerseits den Servicedurchbruch. Er nutzte seinen ersten Breakball gleich zum 2:0. Stark dabei vor allem der Winner zur Breakmöglichkeit.
Der Maestro hätte ähnlich wie Nadal im zweiten Satz beinahe auf 4:0 davonziehen können, doch er vergab drei Breakmöglichkeiten, zwei davon in Serie.
Der Mallorquiner zog den Kopf da nochmals aus der Schlinge. Doch schon im nächsten Aufschlagsspiel kassierte er dann das zweite Break doch:
Trotz 5:1-Führung war der Satz noch nicht ganz durch. Federer musste zwei Breakbälle abwehren, ehe er sich den Satz mit dem zweiten Satzball und dem 6:1 sicherte, 41 Minuten dauerte es. Das war ein fast perfekter Durchgang für den Schweizer – aber im allerersten Game hätte der Durchgang bei Breakbällen Nadals in eine andere Richtung gehen können.
Doch wieder konnte Federer den Schwung nicht mitnehmen. Im vierten Satz misslang ihm sein zweites Aufschlagsspiel total. Er schenkte Nadal das Break zum 3:1 mit einfachen Fehlern:
Um das Break zu bestätigen, musste Nadal sein bestes Tennis auspacken. Er schaffte dies aber unter anderem dank diesem Extraklasse-Punkt zum 4:1:
Federer verhinderte in der Folge das Doppelbreak mit einem abgewehrten Breakball. Wieder tat er dies mit einem Ass. Doch das Rebreak konnte er nicht mehr realisieren. Nadal servierte einfach zu stark und so kam, was kommen musste: Der fünfte Satz. Denn Nadal entschied den vierten mit 6:3 für sich.
Federer nahm sich danach – wie schon im Halbfinal gegen Wawrinka – ein Medical Time-out. Vermutlich machten sich die Adduktoren wieder bemerkbar.
In den vorherigen Fünfsätzern der beiden setzte sich Nadal dreimal, Federer zweimal durch. Auch heute startete er besser. Federers Aufschlag funktionierte nicht mehr und Nadal nutzte seine zweite Breakchance zum 1:0.
Federer aber war nicht geschockt. Auf seine Rückhand konnte er sich einmal mehr verlassen und erspielte sich gleich im nächsten Game zwei Breakbälle in Serie. Nadal wehrte diese ab.
Doch Federer kam dank einem sehr glücklichen Netzroller zur dritten Möglichkeit:
Nadal wehrte auch diese ab und sicherte sich danach das Game trotz einem starken Federer zum 2:0.
Federer war auch im vierten Aufschlagsspiel wieder dran am Break, Nadal wehrte den Breakball aber mit einer starken Rückhand ab und zog auf 3:1 davon.
Aber Federer zeigte Beisser-Qualitäten. Auch im vierten Aufschlagsspiel des Spaniers erarbeitete er sich zwei Breakchancen – jetzt klappte es endlich! 3:3, alles wieder offen.
Jetzt war Federer im Flow. Er erspielte sich mit zehn Punkten in Serie drei Breakbälle en suite zum 5:3. Nadal wehrte alle ab. Doch dann folgte der Ballwechsel des Spiels mit 26 Schlägen – und dem Vorhandwinner Federers:
Nadal konnte noch einmal reagieren, aber dann beim fünften Breakball schaffte Federer den Servicedurchbruch.
Nadal kam zwar noch zu zwei Breakbällen, aber Federer wehrte diese ab und nutzte den zweiten Matchball zum Sieg – die Challenge bestätigte den Sieg, was war das für ein Drama. Der 18. Grand-Slam-Titel ist Tatsache!
Der Triumph wirkt sich selbstredend auch auf die Weltrangliste aus. Dort kehrt Federer am Montag in die Top 10 zurück.