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So dopte Scharapowa – und so wirkt das Medikament

Sie habe einen ganz grossen Fehler gemacht.
Sie habe einen ganz grossen Fehler gemacht.
Bild: MIKE NELSON/EPA/KEYSTONE

Die 4 wichtigsten Fragen zu Meldonium: So dopte Scharapowa – und so wirkt das Dopingmittel

Maria Scharapowa gestand gestern Dopingmissbrauch. Meldonium, ein Medikament gegen Herz- und Kreislaufstörungen nehme sie seit 2006 ein. Seit diesem Jahr ist es verboten. Doch was bewirkt die Substanz?
08.03.2016, 10:2908.03.2016, 16:08
Reto Fehr
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Wie wirkt das Medikament?

Meldonium ist ein Wundermittel. Antidoping Schweiz erklärt die Wirkung wie folgt: «Diese Substanz kann die sportliche Ausdauerleistung positiv beeinflussen, steigert die Regeneration nach Belastung, schützt vor Stress und wirkt stimulierend auf das Zentralnervensystem.» Es verhindert zudem giftige Ablagerungen im Gewebe.

Kurz: Mehr Leistung, kürzere Erholung.

1-2 Jahre Sperre drohen – Sponsoren springen ab
Maria Scharapowa ist per 12. März vorerst suspendiert. Der Russin droht gemäss Anti-Doping-Experten eine mindestens zweijährige Sperre, WADA-Präsident Craig Reedie erklärte gegenüber der Associated Press eine einjährige Sperre als wahrscheinlichste Strafe. Auch die Sponsoren haben reagiert: Nike setzt die Millionenverträge mit der 28-Jährigen vorerst aus, Porsche hat ebenfalls nachgezogen.

Auch Tag Heuer wird die Zusammenarbeit mit Scharapowa nicht fortsetzen. Die Schweizer Uhrenmarke gab am Dienstag bekannt, dass sie den Ende 2015 ausgelaufenen Vertrag mit der 28-jährigen Russin nun nicht verlängern werde.​

Warum nahm es Scharapowa zu sich?

Maria Scharapowa nimmt das Medikament, das auch unter dem Namen Mildronat bekannt ist, nach eigenen Aussagen seit 2006. Grund dafür seien Herzrhythmus-Störungen und Diabetes, wogegen es eigentlich gedacht ist. Scharapowa sagt: «Ich erhielt das Medikament damals für verschiedene gesundheitliche Beschwerden, welche ich damals durchmachte.»

Sie sei ständig krank gewesen, hätte immer wieder die Grippe aufgelesen und habe ungewöhnliche EKG-Resultate ausgewiesen. «Ich hatte zu wenig Magnesium und in meiner Familie war Diabetes ziemlich verbreitet», führte Scharapowa aus. Mit Meldonium wird die Durchblutung und Sauerstoffversorgung im Körper verbessert.

Mildronat: Finger weg, wenn du Spitzensport betreiben willst.
Mildronat: Finger weg, wenn du Spitzensport betreiben willst.
Bild: James Ellingworth/AP/KEYSTONE

Warum kam Meldonium erst jetzt auf die Dopingliste?

Meldonium wird in Lettland produziert, in den USA ist es beispielsweise verboten. Seit 2016 steht das Medikament auf der Dopingliste, die Anti-Doping-Behörde (WADA) informierte darüber am 16. September 2015. Zuvor wurde das Medikament von der WADA beobachtet. Dabei fand man heraus, dass einige der Wirkungen die Athletenleistung steigern können, insbesondere im Ausdauerbereich.

Wer vor dem 1. Januar 2016 das Medikament benutzte, muss keine Strafen fürchten. Schon während den Olympischen Sommerspielen 2004 in Athen hätte eine Studie gezeigt, dass Meldonium vor allem bei Athleten aus der ehemaligen Sowjetunion sehr beliebt war.

Wer ist sonst noch betroffen?

In Russland scheinen «Herzrhythmusstörungen und Diabetes» bei Sportlern besonders verbreitet zu sein. In einer Dok von 2015 berichtet das WDR von 4316 russischen Dopingproben bei denen in 724 Fällen Meldonium nachgewiesen werden konnte. Zumindest bis 2014 sei das Medikament «ein Renner» unter den Sportlern Russlands gewesen.

Schon am Montag gab die russische Olympiasiegerin im Eiskunstlauf, Ekaterina Bobrova, Meldonium-Missbrauch zu. Ebenfalls unter Verdacht stehen Velofahrer Eduard Vorganov, die Biathleten Artem Tyschenko und Olga Abramova und der äthiopische Marathonläufer Endeshaw Negesse.

Für einen TdF-Sieg braucht es kein Meldonium: Die gedopten Tour-de-France-Sieger

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Die gedopten Tour-de-France-Sieger
Der Spanier Pedro Delgado triumphierte 1988 bei der Tour de France. Ihm wurde das Verschleierungsmittel Probenicid nachgewiesen. Eine Sanktion gab es aber nicht. Die Substanz stand zwar auf der schwarzen Liste des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), aber noch nicht auf der des Weltverbandes UCI.
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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Angelo C.
08.03.2016 11:41registriert Oktober 2014
Wenn dieses Dopingmittel zumindest als Nebeneffekt bewirken würde, die orgasmusartigen Urschreie der nun Beklagten auf ein erträgliches Mass zu reduzieren, müsste man über dessen Zulassung ernsthaft diskutieren 😉 !
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pamayer
08.03.2016 12:22registriert Januar 2016
à propos tour de france: gibt es einen tdf sieger, der nachweislich NICHT gedopt war?
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Joseph Dredd
08.03.2016 11:44registriert Juli 2014
Wo kann man das Zeug bestellen? ;)
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Federer vs. Nadal – das allererste Duell wird für den «Maestro» eines zum Vergessen
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