Roger Federer überzeugte beim 6:3, 6:3, 7:5 gegen Feliciano Lopez. Er zerstreute die nach den ersten beiden Runden aufgekommenen Zweifel und geht fast sorgenfrei beim US Open in den Achtelfinal.
Nachdem er in den ersten beiden Runden viel Energie und Nerven aufwenden musste, verlief der dritte Match in New York für Federer entspannter und auch im Hinblick auf die kommenden Tagen viel versprechend.
«Das war das, was ich brauchte», freute sich Federer, als er kurz nach Mitternacht seinen Drittrunden-Match analysierte. Der Baselbieter hatte durchaus gewisse Bedenken gehabt, bevor er am Samstagabend zum dritten Mal in New York auf den Court schritt. Wie würde er auf die Anstrengungen der ersten beiden Runden mit insgesamt zehn gespielten Sätzen reagieren?
Die Antwort, die er auf dem Platz gab, war für ihn und die über 23'000 Zuschauer beruhigend. Federer spielte ohne Zurückhaltung. «Ich konnte die Volleys spielen, den Slice nachjagen und um jeden Punkt kämpfen», stellte er fest. Im ersten Satz zeigte er sogar einen eingesprungenen Smash. Dieser landete zwar im Out, bewies aber, dass die Rückenbeschwerden ihn nicht mehr entscheidend behindern. «Die Sorgen sind mehr oder weniger verflogen», sagte er.
In den ersten beiden Runden flogen noch viele einfache Bälle ins Out. Gegen Lopez leistete er sich nur 16 unerzwungene Fehler und produzierte doppelt so viele Winner. Gegen den starken Aufschläger kam er zu vielen Möglichkeiten im Returnspiel, sein eigener Service überzeugte grösstenteils und wenn Federer mal etwas ins Wanken geriet, wusste er sich zu retten. «Es war gut, dass ich durch die schwierigen Momente gekommen bin», freute sich der Weltranglistendritte.
Er habe einige Stunden auf dem Court gebraucht, um sein Niveau zu finden und vor allem, um die Zweifel rund um den Rücken zu zerstreuen. Die erhielt er gegen Tiafoe und Juschni. «Nun vertraue ich meinen Bewegung mehr.» Der Service sei da, der Kopf sei da. Er können sich jetzt voll und ganz auf das heute fokussieren und die Vergangenheit mit den Rückenproblemen hinter sich lassen. «Ich bin froh, wo ich nun stehe.»
This is how @rogerfederer made it into the fourth round of the #USOpen pic.twitter.com/HX8jcE3YHy
— Eurosport UK (@Eurosport_UK) September 3, 2017
Gegen Lopez hat Federer zwar alle 13 Partien gewonnen, trotzdem war der Madrider ein Gradmesser. Der Linkshänder kann mit dem Aufschlag und der Vorhand viel Druck erzeugen. Im zweiten und dritten Satz brachte er den Schweizer in Bedrängnis, war dann aber eine Spur zu fehleranfällig, um den einiges sicherer agierenden 19-fachen Grand-Slam-Sieger zum Zweifeln zu bringen. Auch nachdem er im dritten Umgang einen 3:1-Vorsprung verspielt hatte, blieb Federer ruhig. Schwankungen wie in den ersten beiden Runden gab es in seinem Spiel diesmal nicht.
Angesichts der klaren Leistungssteigerung im Vergleich zu den ersten Matches kamen Erinnerungen an das Australian Open im letzten Januar auf. «Damals musste ich in den ersten Runden auch kämpfen», meinte Federer darauf angesprochen. «Heute redet kein Schwein mehr darüber.» Der Höhenflug, der im 18. Grand-Slam-Titel mündete, begann erst mit dem Sieg in der 3. Runde gegen Tomas Berdych. Danach folgte, woran sich alle erinnern: die Siege gegen Kei Nishikori, Stan Wawrinka und Rafael Nadal.
Viele Gegner von solchem Kaliber sind beim US Open nicht mehr dabei. Im Achtelfinal, dem 16. von Federer beim US Open, wartet nun am Montag der Deutsche Philipp Kohlschreiber (ATP 37). Der 33-Jährige hat sich sehr souverän und ohne Satzverlust durch die ersten drei Runden gespielt, stand dabei aber auch keinem Top-100-Spieler gegenüber.
Kohlschreiber ist wie Lopez und Juschni ein Spieler, den Federer sehr gut kennt. Das sei schon ein Vorteil, meinte der fünffache US-Open-Sieger. «Es ist hilfreich, wenn man weiss, was einem erwartet.» Kohlschreiber, der oft auch als Trainingspartner fungiert, sieht das wahrscheinlich anders: Er hat alle elf Duelle mit Federer verloren und nur drei von 27 Sätzen für sich entschieden. (sda)