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Insider packt aus: Hoeness zockte mit viel mehr Geld – und hatte Konten auf weiteren Schweizer Banken

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«Whistleblower mit Schweizer Akzent»

Insider packt aus: Hoeness zockte mit viel mehr Geld – und hatte Konten auf weiteren Schweizer Banken

Der Ex-Bayern-Boss Uli Hoeness soll zeitweise 600 Millionen Franken bei der Bank Vontobel gehabt – und auch Konten bei Credit Suisse und Julius Bär unterhalten haben.
20.03.2014, 03:5520.03.2014, 08:38
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Die Dimensionen des Falls Hoeness sind offenbar grösser als bisher angenommen. Gemäss einem anonymen Informanten soll wesentlich mehr Geld geflossen sein, als bis jetzt bekannt war: «Er hatte zeitweise Werte von 600 Millionen Schweizer Franken auf seinem Konto», zitiert das deutsche Magazin «Stern» den Insider.

Letzte Woche wurde im Rahmen des Prozesses in München bekannt, dass Uli Hoeness am Ende des Jahres 2005 rund 155 Millionen Euro auf seinem Konto bei der Bank Vontobel hatte. 

Das sei nur eine Momentaufnahme, so der Informant: «Die tatsächlichen Beträge, um die es geht, konnte die Justiz gar nicht nachvollziehen. Die meisten Kontounterlagen sind ja erst kurz vor Prozessbeginn vorgelegt worden.» Der Insider vermutet, dass die Millionen bei Spekulationsgeschäften verloren gegangen sind.

«Hoeness ist arrogant und selbstherrlich. Solche Verlogenheit kann ich nicht leiden.»
Anonymer Informant im «Stern»-Interview

Auch Geld bei Credit Suisse und Julius Bär

Auch soll Hoeness nicht nur bei der Bank Vontobel Geld besessen haben. Es seien auch hohe Beträge auf Konten bei anderen Schweizer Banken transferiert worden, etwa bei der Credit Suisse und der Bank Julius Bär. Ein Vertreter von Hoeness bestreitet dies gegenüber «Stern».

Die Taz bringt die Graubündner Kantonalbank ins Spiel. Die Zeitung fragt, was er im Mai vergangenen Jahres eine Stunde lang in einer ihrer Filiale gemacht hatte? 

«Auch Spieler des FC Bayern hatten ein Konto bei der Bank Vontobel.»
Anonymer Informant im «Stern»-Interview

Hoeness soll auch ein grosses Wertpapierdepot gehabt haben. Seine Aktien der Deutschen Telekom hätten zeitweise einen Wert von rund 40 Millionen Euro erreicht. Auch sei Hoeness nicht der einzige Prominente des FC Bayern mit einem Konto bei einer Schweizer Bank gewesen.  «Auch Spieler des FC Bayern hatten ein Konto bei der Bank», so der Insider, «da geht es aber um überschaubare Summen im niedrigen Millionenbereich.»

«Whistleblower mit Schweizer Akzent»

Der «Stern» macht keinerlei Angaben zum Informanten, der angeblich zu den Insidern gehört, welche das Steuerstrafverfahren gegen Hoeness im Januar 2013 in Gang brachten. Der «Spiegel» jedoch schreibt in der neusten Ausgabe von einem Informanten, der einem ehemaligen deutschen Staatsanwalt sein Wissen zum Hoeness-Konto anvertraute. Dabei soll es sich um einen «Whistleblower mit Schweizer Akzent» handeln.

Bei der Bank Vontobel glaubt man nicht an einen Whistleblower in den eigenen Reihen.
Bei der Bank Vontobel glaubt man nicht an einen Whistleblower in den eigenen Reihen.Bild: KEYSTONE

Mit den präzisen Angaben, die er macht – der Informant kennt Hoeness' Kontonummer, weiss über Details Bescheid und berichtet, dass Hoeness bei persönlichen Besuchen jeweils Würstchen mitgebracht haben soll – handelt es sich wohl nicht um einen Hochstapler. Ist es etwa ein Akteur aus dem Umfeld der Bank Vontobel? Sprecher Reto Giudicetti weigelt im Tages-Anzeiger ab: «Es liegen uns keinerlei Anzeichen vor, dass es sich bei dem im ‹Stern› und im ‹Spiegel› erwähnten Informanten um einen Mitarbeiter von Vontobel handeln könnte.»

Doch warum hat der Insider Hoeness angeschwärzt? Seine sehr menschliche Antwort: «Dieser Typ hat mich geärgert, seine Doppelzüngigkeit, sein öffentliches Schimpfen auf Spekulanten und Banken. Dabei ist er selbst ein Geschäftemacher, arrogant und selbstherrlich. Solche Verlogenheit kann ich nicht leiden.» 

Fragen über Fragen

Dass die Münchner Staatsanwaltschaft gegen das Urteil nicht in Revision ging, wirft Fragen auf. Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» bezweifelt, dass die neuen 70'000 Transaktionsdokumente der Bank Vontobel, die Hoeness' Anwälte erst kurz vor Prozessbeginn dem Gericht präsentierten, sorgfältig genug analysiert wurden. Diese «Verspätung» dürfte eine clevere Taktik der Anwälte gewesen sein.

Verschiedene Medien fragen sich zudem, was es mit dem Startkapital von 5 Millionen D-Mark und weiteren 15 Millionen D-Mark auf sich hat, das es Hoeness erlaubte, zu spekulieren. Der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus bürgte für das Geld. Kurz danach wurde Adidas als Gesellschafter der FC Bayern AG aufgenommen. Für den Sportartikelkonzern war diese Partnerschaft von enormer Bedeutung. (rey)

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