Es ist eine triumphale Rückkehr zu seinem Ex-Klub. Mladen Petric schiesst an diesem Nachmittag im Hardturm zwei Tore, nach seiner Doublette führt der FC Basel bei GC nach 66 Minuten mit 4:0. Zeit für ein wenig Show.
In der 74. Minute kann Basel vor der Kurve mit den GC-Fans einen Eckball treten. Petric schnappt sich den Ball und winkt an der Cornerfahne stehend einen Mitspieler zu sich. Offenbar will der kroatische Nationalspieler die Flanke doch nicht selber schlagen.
Petric setzt sich den Ball, gibt ihm einen kleinen Tritt, so dass er einige Zentimeter weit rollt. Dann trabt er vors Tor, während sich Teamkollege Ivan Rakitic zur Eckfahne begibt.
Was keiner der Hoppers realisiert: Der Ball ist durch Petrics sanften Kick bereits im Spiel. Er könnte erobert werden.
Doch die Zürcher lassen sich übertölpeln. Rakitic schnappt sich den Ball, er sprintet unbedrängt in den Strafraum und zieht ab. Knapp fliegt der Ball am Tor vorbei.
Der «Blick» bezeichnet die Einlage der beiden Basler als oscar-reife Vorführung. Petric gibt zu, dass der Trick einstudiert gewesen ist. Erfunden hätten Rakitic und er ihn aber nicht: «Wir haben ihn vor fünf Jahren in der Champions-League-Qualifikation gegen Zilina gesehen.»
Anders als die Grasshoppers kennt der Schiedsrichter diesen Trick. Guido Wildhaber sagt, zunächst habe er abpfeifen wollen. «Da kam mir plötzlich in den Sinn, dass wir diesen Trick in einem Schiedsrichter-Kurs besprochen haben.»
Am Ende gewinnt der FCB mit 5:1, «Kugelblitz» Ailton gelingt kurz vor dem Ende vom Penaltypunkt aus der Ehrentreffer für GC. Nicht mehr als Resultatkosmetik.
Die Meisterschaft 2006/07 endet für beide Teams enttäuschend. Die Grasshoppers verpassen als Sechste das internationale Geschäft. Und der FC Basel muss wie schon im Jahr zuvor (damals in der berühmten 93. Minute) dem FC Zürich den Vortritt lassen und wird Vizemeister.
Zum Trost bleibt dem FCB der Cupsieg. Er holt ihn dank eines 1:0-Siegs im Final gegen den FC Luzern durch ein Penaltytor von Daniel Majstorovic in der 93. Minute.
Für Eckball-Trickser Petric ist es der einzige Cupsieg der Karriere. Meister wird er mit Basel 2005, mit GC zuvor 2001 und 2003. Die zweite Meisterfeier mit den Zürchern wird ihm später noch lange nachgetragen: Denn Mladen Petric zündet zur Freude der GC-Fans einen Basel-Schal an.
Dass auf diesem Schal «Anti Basel» steht – Petric im Grunde genommen also etwas aus FCB-Sicht Positives gemacht hat mit dem Verbrennen des Gegenstands –, spielt keine Rolle. Als er 2004 unterwegs zum ersten Training in Basel ist, begleiten ihn an Autobahnbrücken grosse Transparente: «Ausfahrt St.Jakob für Petric gesperrt».
Der Fussballer spricht von einer «Dummheit» und entschuldigt sich bei den Anhängern seines neuen Klubs. Ein GC-Fan habe den Schal hingehalten und ihm und Pascal Castillo gesagt, er solle ihn anzünden: «Zwei Sekunden später war die Meisterfeier für mich gelaufen, denn ich realisierte, welch grossen Fehler ich eben begangen hatte».
Innig geliebt wird Mladen Petric in Basel trotz seiner Entschuldigung und vieler Treffer nie. Nach dem Cupsieg 2007 wechselt er in die Bundesliga (51 Tore in 128 Spielen für Borussia Dortmund und den Hamburger SV). Legendenstatus hat er am Rheinknie trotzdem – schliesslich kommt es nicht alle Tage vor, dass in einem Europacup-Spiel ein Feldspieler in der Nachspielzeit ins Tor muss, einen Penalty hält und seinem Team damit einen Punkt rettet.