Äusserst heftiger Wind und kalter Regen machten aus dem belgischen Eintages-Klassiker Gent–Wevelgem eine besonders zähe Angelegenheit. 160 der 199 gestarteten Fahrer gaben das Rennen auf. Der einzige Schweizer, der die 239 Kilometer lange Tortour bewältigte, war Grégory Rast.
Der Zuger musste danach nicht lange überlegen, welchen Stellenwert das Rennen bei ihm einnimmt: «In meiner persönlichen Rangliste geht dieser Tag schnurstracks an die Spitze der verrücktesten Rennen. Ich sah Fahrer durch die Luft fliegen und im Bach landen», twitterte Rast.
Auch der junge Aargauer Silvan Dillier meinte, so etwas habe er noch nie gesehen. «Fahrer wurden einfach so von der Strasse geblasen. Wie verrückt ist das denn?!» Ebenso wie Dillier beendete auch BMC-Teamkollege Michi Schär das Rennen nicht – er knallte bei einem Sturz auf die Schulter, so dass es nicht mehr weiterging.
Ein unfreiwilliges Bad musste unter anderem der belgische Routinier Gert Steegmans nehmen. Ein anderer Fahrer sei vom Wind erwischt und in ihn gestossen worden. «Wir kamen vom Weg ab und ich fiel in einen Bach. Mir war sehr kalt, dazu hatte ich auch Schmerzen, weil ich in einen Pfosten knallte», erzählte Steegmans, der ohne grosse Verletzungen davon kam.
Sein Teamkollege Grégory Rast sprach von einem grossen Schrecken, als er Steegmans im Wasser sah. «Nie, nie habe ich so etwas gesehen. Wir fuhren nicht aufrecht, sondern lehnten im 45-Grad-Winkel gegen Wind, bloss um auf dem Velo zu bleiben.»
Gewonnen wurde die epische 77. Auflage von Gent–Wevelgem von Luca Paolini. Der 38-jährige Italiener war ebenfalls zweimal gestürzt und musste unterwegs sein Velo wechseln.
«Die Bedingungen waren so schlecht, dass wir nicht wussten, ob wir weiterfahren sollten», sagte Paolini im Ziel erschöpft, «aber wir waren hier im Norden und das hier ist richtiger Radsport.»