Sport
Velo

Mehr Drama geht nicht: Nach über 10 Stunden am Cape Epic 69 Sekunden vor der Deadline im Ziel – und dann klappen beide zusammen 

Mehr Drama geht nicht: Nach über 10 Stunden am Cape Epic 69 Sekunden vor der Deadline im Ziel – und dann klappen beide zusammen 

Über 40 Grad Hitze, sandige Passagen wie an einem Strand, erneut starker Wind und eine Etappe über 128 Kilometer: Die Fahrer des Cape Epics mussten sprichwörtlich durch die Hölle.
19.03.2015, 08:3319.03.2015, 08:50
reto fehr, südafrika
Mehr «Sport»

Ich dachte ja, emotionaler als die 1,7-Sekunden-Entscheidung von Etappe 1 oder Riaan und Vastis tränenreiche Zielankunft gehe es nicht mehr. Doch heute kamen James und Candice. Etappe 1 beendeten sie 35 Minuten vor dem Cut-off, auf Etappe 2 hatten sie 20 Minuten «spatzig» und in Etappe 3 wurde es dramatisch knapp.

Erschöpfung total: Candice und James nach 10:28.51 Stunden auf dem Mountainbike.
Erschöpfung total: Candice und James nach 10:28.51 Stunden auf dem Mountainbike.Bild: watson

Während der dritten Etappe des Cape Epic – einem der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt – hatten die Organisatoren ein Einsehen: Sie verlängerten die maximale Zeit für das 128 Kilometer lange Teilstück um 30 Minuten auf 10:30 Stunden. Die extreme Hitze, sandige Wege und der starke Wind zeichneten sich dafür verantwortlich.

Die Zieleinfahrt von Candice und James.Video: watson

«Eines will ich sagen: ‹Meine Frau ist die Allergrösste›»

Dank dieser «Verlängerung» schafften es als allerletztes Team auch James und Candice rechtzeitig ins Ziel. Sie retteten 69 Sekunden. Doch das wahre Drama spielte sich in den fünf Minuten danach ab. Kaum hatten die beiden nämlich unter tosendem Applaus die Ziellinie überquerten, liessen sie ihre Bikes fallen und brachen zusammen. 

Candice kriecht zu ihrem Partner James. 69 Sekunden retteten sie ins Ziel.Video: Watson

Sofort waren Pfleger da, um die beiden zu kühlen und wieder aufzupäppeln. Candice musste gar in die Bewusstlosen-Stellung gebracht werden. Nach wenigen Minuten war sie immerhin wieder soweit fit, um auf allen Vieren zu ihrem Partner zu kriechen und ihm in die Arme zu fallen. Keiner der anwesenden Zuschauer, der nicht mitlitt. 

Ein Kuss – und schon ist fast wieder gut.Video: Watson

Der 29-Jährige und seine 36-jährige Verlobte gingen zuvor durch die Hölle. James, der kaum mehr gehen konnte, meinte auf die Fragen des Ziel-Moderators nach seinem Befinden einzig: «Fürchterlich.» Und er könne gar nicht mehr denken. Doch dann griff er zum Mikrofon und flüsterte: «Eines will ich sagen: ‹Meine Frau ist die Allergrösste.›» Unter tosendem Applaus wurde er auf dem Medizin-Wagen ins Renn-Spital gefahren. 

Die Highlights der 3. Etappe.video: absa cape epic

«Ich habe mir geschworen, dass ich das nie mehr machen werde»

Partnerin Candice fing sich schneller wieder. «Wir mussten so viel schieben. Einmal zeigte unser Thermometer über 42 Grad an. Es war kochend heiss und dann kam noch der Wind dazu.» James sei völlig dehydriert gewesen und habe Schwindelanfälle gehabt. Doch Aufgeben kam nicht in Frage. 2012 beendete Candice das Epic. Damals retteten sie in einer Etappe 30 Sekunden. «Ich habe mir geschworen, dass ich das nie mehr machen werde. Aber es hat mich doch wieder gepackt. Wir haben über sechs Monate trainiert, aber ich glaube auf das Cape Epic kann man sich nie wirklich ganz vorbereiten.»

Als sie wenig später erfuhr, dass mit Partner James wieder alles in Ordnung ist, meinte sie: «Morgen geht's wieder an die Startlinie. Wir werden uns durch den nächsten Tag kämpfen. Das ist das Epic!»

Die Helden ganz hinten
watson stellt während dem Cape Epic – einem der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt über rund 740 Kilometer und 16'000 Höhenmeter an acht Tagen – täglich Fahrer vor, die weit hinten im Feld das Ziel noch erreichen. 


So ergeht es den bisher vorgestellten Fahrern:

Johannes absolvierte nach der 2. auch die 3. Etappe souverän und ist als Einzelfahrer weiterhin im Rennen.
Nach Evangelina gestern, musste heute auch Partner Cristian die Segel streichen.
Riaan und Vasti kamen heute nach 9:44 Stunden ins Ziel – 45 Minuten vor dem Cut-off.

Cape Epic 2014

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
Dringend gesucht: Ein Stürmer für Murat Yakin
Nach zwei Testspielen und null Gegentoren ist beim Nationalteam das Vertrauen in die Defensive zurück. In der Offensive sucht Trainer Murat Yakin nach Alternativen.

Es sind Worte, die erstaunen. Als Murat Yakin auf die Situation im Angriff angesprochen wird, fallen plötzlich Namen wie Haris Seferovic und Joël Monteiro. «Für Seferovic ist die Tür nicht zu», sagt der Nationaltrainer. Und zu Monteiro, dessen Einbürgerung noch nicht abgeschlossen ist, meint er: «Wir hätten ihn gerne schon jetzt dabei gehabt.»

Zur Story