Martin feierte auf dem mit 223,5 km längsten Teilstück bei der 102. Austragung der Tour de France mit Start in Seraing BE und Ziel in Cambrai FR seinen fünften Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt. Der Deutsche gehörte nach den sieben Kopfsteinpflaster-Sektoren, drei davon wurden auch beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix befahren, zur Spitzengruppe und konnte sich 3,5 km vor dem Ziel vom Rest absetzen. Das Ziel erreichte Martin mit einem Vorsprung von drei Sekunden auf seinen Landsmann John Degenkolb und den Slowaken Peter Sagan.
Damit löste Martin auch gleich den Briten Christopher Froome an der Spitze des Gesamtklassements ab. Der Profi des belgischen Etixx-Quickstep-Teams musste sich sein erstes Gelbes Trikot bei der Tour de France jedoch hart erdauern. Beim Auftakt-Zeitfahren hatten dem Spezialisten im Kampf gegen die Uhr fünf Sekunden auf den Sieger Rohan Dennis (AU) gefehlt.
An den Tagen darauf schnappten ihm zuerst Fabian Cancellara und dann Chris Froome dank Bonifikationssekunden das erhoffte Leadertrikot weg. Bei der Ankunft in Huy verpasste der in Mannenbach im Kanton Thurgau wohnende Ostdeutsche das Maillot Jaune gar nur um winzige sechs Hundertstel. Nun ging Martins Traum bei seiner insgesamt siebten Teilnahme bei «Grande Boucle» endlich in Erfüllung.
Sein Vorsprung auf Tour-Sieger 2013 Chris Froome beträgt nun zwölf Sekunden. Der britische Tour-Sieger von 2013 erreichte das Ziel wie die Mitfavoriten Alberto Contador (SP), Nairo Quintana (KOL) und Titelverteidiger Vincenzo Nibali (IT) mit der Spitzengruppe. Bester Schweizer im Gesamtklassement ist nach der verletzungsbedingten Aufgabe von Fabian Cancellara (zwei Lendenwirbel gebrochen) der Luzerner Mathias Frank. Der Leader des Westschweizer Teams IAM Cycling, der am Montag ebenfalls in den schweren Massensturz verwickelt gewesen war, erreichte das Ziel in Cambrai mit dem Feld und belegt im Gesamtklassement mit einem Rückstand von 4:07 Minuten Rang 24.
Nach einem turbulenten Tour-Auftakt mit einem Prolog-Zeitfahren, einer von Regen und Wind geprägten Etappe am Meer, der Mur de Huy und den Kopfsteinpflaster-Abschnitten von heute steht morgen Mittwoch die erste richtige Sprinteretappe auf dem Programm.
Das fünfte, über vorwiegend flache 189,5 km führende Teilstück von Arras nach Amiens endet mit einem kniffligen Finale. Vor der 500 m langen leicht abschüssigen Zielgerade geht es knapp 1000 m leicht bergauf. Vor 16 Jahren machte die Frankreich-Rundfahrt letztmals Halt in Amiens. Den Tagessieg hatte sich damals der frühere italienische Sprintstar Mario Cipollini gesichert. (si/cma)