Die Rennjury schliesst Peter Sagan von der 104. Tour de France aus. Der slowakische Strassenweltmeister verursachte auf der Zielgeraden in Vittel den Sturz von Mark Cavendish. Die Rennjury der Tour sprach sich gut 90 Minuten nach dem Ende der Skandal-Etappe von Vittel für eine Disqualifikation gegen Sagan aus. «Der Entscheid erfolgte, weil er mehrere Fahrer gefährdet hat», sagte Jury-Präsident Philippe Marien mit ernster Miene.
Die ärztlichen Untersuchungen ergaben, dass sich der zunächst befürchtete Schulterbruch bei Mark Cavendish nicht bewahrheitete. Er erlitt ein Trauma, ebenso wie der Deutsche John Degenkolb an der rechten Schulter. Cavendish musste zudem am rechten Zeigefinger genäht werden. Der Gesamtführende Geraint Thomas erlitt bei seinem Sturz eine Knieverletzung, kann aber weiterfahren.
Hinter dem Weitermachen von Cavendish, den mit 30 Etappensiegen bei der Tour erfolgreichsten aktiven Rennfahrer, steht indes ein Fragezeichen. «Ich habe mich bereits zweimal an der Schulter verletzt. Die Schmerzen, die ich jetzt verspüre, sind stärker als damals», meinte er.
Als Sieger aus dem Rennen geht hingegen Arnaud Démare: Der Franzose gewinnt in Vittel die 4. Etappe der 104. Tour de France und feiert damit seinen ersten Etappenerfolg bei einer dreiwöchigen Rundfahrt. Der 25-Jährige vom französischen Team FDJ setzte sich im Spurt des Feldes vor dem nun ausgeschlossenen Peter Sagan und dem Norweger Alexander Kristoff durch. Der Etappensieg wurde wegen des Ellbogenstosses nach dem Schlussspurt allerdings zur Nebensache.
Neben mehreren anderen Stürzen im wilden Etappenfinale war das Schlussmanöver von Peter Sagan das auffälligste: Wenige Meter vor dem Ziel fuhr der Slowake gegen Mark Cavendish den Ellbogen aus und bugsierte ihn in die Bande. Cavendish stürzte schwer und riss auch den auch der deutschen Sprintspezialisten John Degenkolb mit zu Boden.
«Ich habe Mark nicht gesehen, er kam sehr schnell von hinten und ich hatte keine Zeit, zu reagieren. Ich habe mich sofort entschuldigt», sagte Sagan im Ziel. «Da fährt ein Typ im Weltmeister-Trikot, der meint, er könne sich alles erlauben», polterte dagegen Greipel.
Mark Cavendish up and about but bearing wounds of terrifying crash into barriers at full gas pic.twitter.com/s4fcentlVT
— Matt Dickinson (@DickinsonTimes) 4. Juli 2017
«Dass er rüber kam, ist das eine, aber der Ellbogen – das war unnötig», sagte Cavendish, der mit Verdacht auf Schulterbruch in ein Spital gebracht wurde. «Ich möchte aber zuerst mit ihm sprechen, bevor ich ihn verurteile. Wir haben eigentlich ein gutes Verhältnis.»
Cavendish: "I'm not a fan of Peter putting his elbow onto me like that" pic.twitter.com/ye1MzJ0Pw0
— Eurosport Sverige (@EurosportSE) 4. Juli 2017
Auch der Gesamtleader Geraint Thomas stürzte. Der Waliser verteidigte das Maillot jaune aber dennoch, weil bei Stürzen auf den letzten drei Kilometern der Zeitverlust bei den involvierten Fahrern nicht gewertet wird.
Zum Massensprint in Vittel kam es, nachdem das Feld den Belgier Guillaume van Keirsbulck nach einer fast 190 km langen Soloflucht eingeholt hatte. Der 26-Jährige vom belgischen Wildcard-Team Wanty Groupe Gobert hatte bis 16 km vor dem Ziel auf den grossen Coup gehofft, musste sich letztendlich aber mit der Auszeichnung zum kämpferischsten Fahrer des Tages trösten.
Die 5. Etappe am Mittwoch wird in Vittel gestartet und endet nach 160,5 km in La Planche des Belles Filles. Der Schlussanstieg ist 5,9 km lang und durchschnittlich 8,5 Prozent steil. In den vergangenen Jahren hat der dreifache Tour-Sieger Chris Froome oftmals am ersten richtigen Berg attackiert und der Konkurrenz auf den Zahn gefühlt. (blu/pre/sda)