Die grosse Frage, welche allen unter den Nägeln brannte, musste Colin Charvis schon am ersten Tag auf der Bühne beantworten: Wie bringst du eigentlich deine ganzen Haare unter den Helm? Der 103-Kilo-Brocken mit der wahrlich imposanten Frisur lachte. «Naja, ich hab Leim an den Haaren. Dann hält das wunderbar.» Aber eigentlich ist seine prächtige Matte und die Helm-Frage momentan das kleinste Problem des 42-Jährigen.
Der ehemalige Captain von Wales' Rugby-Nationalmannschaft und Rekordhalter an Anzahl Versuchen eines Stürmers (22) müht sich nach 2013 zum zweiten Mal durch das Cape Epic – eines der härtesten Mountainbike-Rennen der Welt. Immerhin kann er auf routinierte Unterstützung zählen. Sein Partner Marius Hurter startet zum sechsten Mal zum Event, nur einmal kam er nicht ins Ziel. Der 44-Jährige war 1995 teil des legendären südafrikanischen Weltmeisterteams.
Aber Marvis und Colin haben ein schwerwiegendes Problem: Sie wiegen über 100 Kilogramm. Nicht optimal für Mountainbike-Marathon-Rennen. Darum die Frage: Wie kommen Rugby-Spieler auf die Idee, am Cape Epic teilzunehmen? «Ich weiss nicht, ob es grosse Nehmerqualitäten sind. Oder doch eher pure Dummheit», lacht Marius. «Wenigstens muss ich nicht die 130 Kilo herumschleppen, welche ich während meiner Profi-Karriere wog.»
Die Resultate der ersten Etappen lassen eher auf Nehmerqualitäten schliessen: Bei Etappe 1 schafften sie es 37 Minuten vor Kontrollschluss, bei Etappe 2 25 Minuten und bei Etappe 3 mussten sie mit 5 Minuten vor dem Cut-off richtig beissen. Nach der 4. Etappe sagt Hurter: «Das war der härteste Tag. Die Hitze hat uns kaputt gemacht». In dieser wurden sie erstmals Letzte, hatten aber mit 27 Minuten vor der Deadline noch relativ eine gemütliche Fahrt hinter sich. «Der Platz interessiert uns nicht. Wir wollen es nach Meerendal ins Ziel schaffen.»
A bit to close to Lion ... at Cape Epic Stage 4. @BicyclingMag @MtbApp @RideMagazineSA @BarbertonXCM @SpecializedZA pic.twitter.com/ru7tSAzh5z
— Carel Faber (@cfaber1976) 19. März 2015
Vier Monate haben die beiden intensiv trainiert. Während der Aktivzeit bei den Newcastle Falcons waren sie Teamkollegen. «Da sahen wir das Cape Epic am TV und beschlossen, hier mal zusammen teilzunehmen», erklärt Marius. Mental ist das Cape Epic für die zwei ehemaligen Profis – im Gegensatz zu vielen anderen Amateuren – keine grosse Herausforderung: «Das kennen wir zur Genüge. Die Schmerzen sind natürlich da. Aber das musst du einfach ausblenden und weiterfahren.» 105 Kilo hin oder her.