Schon lange vor der WM war über den Spielort Manaus debattiert worden. Niemand wollte dort spielen, auch Ottmar Hitzfeld äusserte sich entsprechend vor der Auslosung der Gruppen. Das Los meinte es dann schlecht mit der Schweiz, die am Mittwoch im alles entscheidenden Gruppenspiel gegen Honduras eben dort antreten muss: Mitten im Amazonas. «Ich finde es fast unverantwortlich, dass man an einem solchen Ort mitten im Dschungel Fussball spielen muss», liess sich der Nati-Trainer zitieren.
In der Partie zwischen den USA und Portugal, die 2:2 endete, herrschten rund 30 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von rund 70 Prozent. Diese schwierigen Bedingungen machten den Spielern das Leben schwer, in einem dennoch schnellen Spiel mussten sie an ihre Grenzen gehen.
«Es ist, als ob man gegen eine Wand läuft», sagte Jermaine Jones, der den 1:1-Ausgleich für die USA schoss. «Wenn man sich bewegt, bleibt einem schnell einmal die Luft weg.» Jones ist dieses Klima ebenso wenig gewohnt wie die Schweizer: er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, in Frankfurt, das nicht wirklich als subtropische Gegend bekannt ist.
Es herrschen Bedingungen in Manaus, die den honduranischen Spielern entgegen kommen. «Das Klima wird sicher ein Vorteil für uns», sagte Honduras-Coach Luis Fernando Suarez im Blick schon vor der WM. «Die hohe Luftfeuchtigkeit, die Hitze: Das macht den Europäern zu schaffen. Wir sind uns Temperaturen über 30 Grad gewohnt.»
Was bei aller Belastung gesagt werden muss: Man kann durchaus auch in Manaus sehr ansehnlichen Fussball zeigen. So wie die USA und Portugal. Oder so wie beim ersten Spiel in der Arena da Amazônia, England gegen Italien. Zwar sagte Claudio Marchisio, der von allen Akteuren am meisten lief, er hätte in einigen Momenten gedacht, «ich hätte Halluzinationen». Und auch wenn Italiens Trainer Cesare Prandelli von «absurden Bedingungen» sprach: Das Spielniveau war trotzdem sehr gut.
Bei der Schweizer Nati geht der Betreuerstab davon aus, dass ein Spieler rund sechs Liter Flüssigkeit verliert während einer Partie in Manaus. Sechs Liter in 90 Minuten! Diese Menge kann auch in vom Schiedsrichter verordneten Trinkpausen nicht aufgenommen werden.
Die Schweizer hätten deshalb ein «Geheimmittel», sagte Sportwissenschaftler Dr. Markus Tschopp, der bei der Nati dabei ist – und verriet in «20 Minuten» den nun nicht mehr geheimen Plan. Es handelt sich um eine Salzlösung, die die Spieler in den Trainings- und Spielpausen trinken, um die Flüssigkeit im Körper besser zu binden. Damit soll der Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen verringert werden.
Mehr als ein Jahr lang beschäftigten sich Tschopp und seine Mitarbeiter mit der WM in Brasilien. «Wir haben versucht, alle Konstellationen durchzugehen, da wir bis Dezember den Spielplan ja nicht kannten.»
Die Hausaufgaben hat der Nati-Staff also erledigt. Nun ist es an den Spielern, am Mittwoch an der Prüfung gegen Honduras zu glänzen.