Jogi Löw greift durch. Die 72 Stunden vor dem sonntäglichen Finalspiel erklärt der deutsche Bundestrainer zur Sperrzone. Spielerfrauen und Reporter sind ebenso persona non grata wie Kameramänner und Barkeeper. Einspruch! Im Effizienzgedanken verhaftete Langeweile, dafür haben wir Argentinien. Deutschland, das muss 2014 Spassfussball sein und der Beweis dafür, dass nicht nur bleierner Bierernst zum Pokal führt. Jogis Spassbremsen im Detail und warum sie falsch sind.
Bis zum Halbfinale lag auch mal ein Bierchen drin, doch mit der realgewordenen 7:1-Chimäre gegen Brasilien hat Jogi die Lebern seiner Kicker trockengelegt. Dabei verdanken wir etwa das Tanzfilmchen der sonst doch eher hüftsteifen Thomas Müller und Manuel Neuer bestimmt nicht allein irgendwelchen Siegesfreuden. Bier her, Bier her ...!
Nur der engste Kreis um die DFB-Elf soll noch mitkriegen, was sich wie und warum in den Übungseinheiten zuträgt. Grund: Man will noch an den Standardsituationen feilen. Das zumindest behauptet die «Bild». Wie gut das mit den konspirativ eingeübten Standards funktioniert, haben wir ja im Achtelfinal gegen Algerien gesehen. Wir wollen aber zugucken, wie am Stolpern gefeilt wird, weil wir uns seit jeher fragen: Wie perfektioniert man eigentlich Umfallen?
Nach jedem Spiel gab's bislang Bussi-Bussi (und mehr) für Schweinsteiger, Özil und Co. – und nun das: Erst nach dem Finalspiel soll es für die DFB-Kicker ein Wiedersehen mit ihren besseren Hälften geben. Vielleicht sollte Jogi Löw sich just von der wertkonservativen «DailyMail» leiten lassen: Mehr Sex, mehr Erfolg. Ausserdem: WAGs wie Lena Gercke (Sami Khedira) oder Ann-Kathrin Brömmel (Mario Götze) vor Ort, aber nicht bei sich zu wissen: Das hat für die Spieler was von der Karotte und dem Esel. Gemein, Herr Löw!
Wat woll'n Sie jetzt von mir? Keine Interviews, keine Ablenkung: Anweisung des Bundestrainers. Dem halten wir entgegen: Eis, Eis, Tonne! Wut-Interviews à la Mertesacker sind die dringend benötigte Prise Salz in der überbordenden Mediensuppe. Löw hat Bammel davor, die findigen Redaktoren von «11 Freunde» auf eine weitere Hit-Idee zu bringen. Was wäre das auch für ein Bild, Lahm und Klose in der Kabine zu sehen, twerkend zu einem weiteren Heuler von «MC Mertesacker»? Ein schauderhaftes für Löw, ein grossartiges für alle anderen. Darum: Weg mit dem Maulkorb!