Für die Schweizer Skifans beginnen die schönsten Wochen des Jahres: An diesem Wochenende in Adelboden und nächste Woche in Wengen wird der WM-Winter der Männer so richtig lanciert. Doch vor den Heimrennen im Berner Oberland könnte die Ausgangslage unterschiedlicher nicht sein.
Während in Adelboden seit 2008 nie mehr ein Schweizer auf dem Podest stand, ist Wengen ein regelrechtes Eldorado für die Athleten von Swiss Ski. 18 Podestplätze sind es seit 2008 – nirgendwo sonst waren Carlo Janka und Co. erfolgreicher.
Alleine Janka, der auf einen Start in Adelboden verzichtet, um für Wengen und den Rest des Winters fit zu sein, fuhr am Lauberhorn seit 2008 achtmal in die Top 3 und siegte dreimal. Und seit 2008 blieben die Schweizer Skifahrer nur einmal ohne Podestplatz: 2016 war der 6. Rang von Marc Gisin in der Kombi das Schweizer Bestresultat.
In Adelboden hingegen erinnert man sich sehnlichst an Marc Berthod und Daniel Albrecht, die im Riesenslalom 2008 die Ränge eins und zwei belegten. Beide haben ihre Karriere mittlerweile beendet und auf einen Nachfolger wartet man am Chuenisbärgli vergebens. Nur gerade vier Mal schaffte es nach 2008 ein Schweizer überhaupt in die Top 10. Als letzter Ramon Zehnhäusern 2016 im Slalom als Siebter.
Doch warum sind die Unterschiede zwischen den beiden Rennen im Oberland so frappant? Die Antwort darauf ist einfach. Weil Adelboden die falschen Disziplinen im Programm hat. Im Riesenslalom wartet Swiss Ski auf Seite der Männer seit 2011 auf einen Podestplatz. Damals siegte Carlo Janka in Kranjska Gora.
Im Slalom liegt der letzte Podestplatz eines Schweizers sogar noch ein Jahr länger zurück. 2010 wurde Silvan Zurbriggen in Schladming Zweiter. Der letzte Slalom-Sieg gelang Marc Gini 2008 auf der Reiteralm.
Ganz anders Wengen: Mit Abfahrt und Kombination stehen Schweizer Paradedisziplinen auf dem Rennprogramm. In der Abfahrt gab es seit 2008 im Weltcup 51 Schweizer Podestplätze und 21 Siege. In der Kombination stehen 19 Podestplätze und vier Siege in der Buchhaltung. Hinzu kommt der Triumph von Silvan Zurbriggen 2009 in der damals noch klassischen Kombination in Kitzbühel.
Zudem scheint die Piste am Lauberhorn in Wengen die Athleten von Swiss Ski fast magisch zu Höhenflügen zu verleiten. Selbst in einer Krisensaison wie 2012/13 gelang Carlo Janka als Dritter der Kombination ein Podestplatz. Es war der einzige der Schweizer Männer.
Gut möglich, dass sich dies alles auch 2017 fortsetzen wird. Zwar verfügt die Schweiz in den technischen Disziplinen über ein junges Team im Aufschwung. Podestplätze scheinen ob der starken internationalen Konkurrenz aber noch nicht möglich. Wobei wir uns hier gerne täuschen würden.
In Wengen hingegen scheint für die Schweizer erneut alles möglich. Obwohl die Resultate auf der Speed-Seite in diesem Winter noch nicht einen Exploit vermuten lassen – am Lauberhorn spielt das Geschehene keine Rolle. Zumindest in der Abfahrt und der Kombination. Denn in einer Sparte der Statistik führt Adelboden vor Wengen.
Im Slalom stand in Wengen letztmals 1999 ein Schweizer auf dem Podest, als Michael von Grünigen Rang zwei belegte. Der letzte Schweizer Slalomsieger war 1987 Joël Gaspoz. In Adelboden hingegen gewann Marc Berthod 2007 den Slalom.
Ungebrochen ist die Faszination der Fans für beide Weltcup-Destinationen. In Wengen verfolgten 2016 22'000 Fans die Abfahrt. Den Riesenslalom in Adelboden besuchten 20' 8'00 Personen.