Islamistische Terroristen töten weltweit im Schnitt 170 Menschen pro Tag. Das geht aus einer Studie des International Centre for the Study of Radicalisation (ICSR) und der BBC in London hervor. Die Forscher haben dafür die Anschläge von Dschihadistengruppen im November 2014 gezählt. Innerhalb dieser 30 Tage haben militante Islamisten 664 Anschläge verübt, bei denen 5042 Menschen getötet wurden.
Die wichtigsten Erkenntnisse der ICSR-Studie im Überblick:
Die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) ist in Syrien und im Irak für die meisten Anschläge verantwortlich. Doch auch in zwölf weiteren Ländern haben Dschihadisten im vergangenen Monat Menschen getötet. In Afghanistan und Nigeria brachten sie jeweils etwa 800 Menschen um. Hunderte starben im Jemen, in Pakistan und in Somalia.
Wenn man auch Regierungsbeamte, Polizisten und andere Gruppen hinzuzieht, steigt ihr Anteil an den Terroropfern sogar auf 57 Prozent. Die übergrosse Mehrheit der Menschen, die von radikalen Muslimen getötet wurden, sind selbst Muslime – etwa 80 Prozent, schätzen die Wissenschaftler.
Sie setzen nicht mehr auf grosse Bombenanschläge, um möglichst viele Menschen zu töten. Stattdessen schiessen sie aus dem Hinterhalt und setzen schwere Waffen ein. Trotzdem sind Selbstmordattentate noch immer die gefährlichste Form des Terrors. Bei 38 Selbstmordanschlägen im November wurden 650 Menschen getötet.
Für 60 Prozent der Toten waren Gruppen verantwortlich, die keine Beziehung zu dem Terrornetzwerk unterhalten. Zwar spielen Kaida-Ableger wie die syrische Nusra-Front und Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel noch immer eine bedeutende Rolle – dennoch kann man islamistischen Terror und Al-Kaida nicht mehr gleichsetzen.
Vor drei Jahren wurde das Terrornetzwerk nach der Tötung Osama Bin Ladens praktisch für tot erklärt, dafür sind andere Dschihadistengruppen insgesamt so stark und gefährlich wie nie zuvor. «Es gibt keine schnellen Lösungen für diese Herausforderung, die nicht nur mit militärischen Mitteln sondern mit politischem Willen und wirtschaftlichen Ressourcen angegangen werden muss», schreiben die Wissenschaftler vom ICSR. Ebenso wichtig sei die Bereitschaft, die Ideologie zu bekämpfen, die die Expansion des Dschihadismus vorantreibt.
Obwohl Terrorgruppen wie der IS und Boko Haram in Nigeria die internationalen Schlagzeilen bestimmen, bekommen nur die wenigsten Opfer der Dschihadisten die nötige Aufmerksamkeit der Medien, beklagt die Studie. «Über kaum einen Anschlag, den wir in unserer Studie berücksichtigt haben, ist in westlichen Medien berichtet worden», schreiben die Forscher. (syd)