Nigerias Hauptstadt Abuja ist von zwei schweren Bombenexplosionen erschüttert worden. Die Detonationen ereigneten sich am Morgen zur Hauptverkehrszeit auf einem Busbahnhof im Stadtteil Nyanyan. Zunächst war die Rede von mindestens 20 Toten. Gemäss einem Sprecher der örtlichen Notfallagentur muss aber mit mindestens 71 Opfern gerechnet werden. Mehr als 120 weitere wurden verletzt.
Zahlreiche Ärzte seien im Einsatz, während Soldaten, Polizei und Feuerwehr das Gebiet weiträumig abgeriegelt hätten, sagte ein Anwohner der Nachrichtenagentur DPA. Viele Leichen seien kaum zu identifizieren. Eine Explosion habe ein grosses Loch in den Erdboden gerissen, mindestens zwölf Busse und 30 Autos in der Umgebung seien zerstört worden.
Die meisten Busse, mit denen Pendler am Morgen ins Zentrum fahren wollten, waren voll besetzt und standen kurz vor der Abfahrt, als die Bomben detonierten. Zum genauen Ablauf gab es abweichende Angaben. Manchen Augenzeugen zufolge soll ein Attentäter mit einem roten Fahrzeug einen Bus gerammt und dabei den Sprengstoff zur Explosion gebracht haben. Andere berichteten, ein Mann habe vor den Bussen geparkt und sei davon geeilt. Wenige Sekunden später seien die Bomben hochgegangen.
Wer für die Tat verantwortlich ist, war zunächst unklar. Augenzeugen sagten nigerianischen Medien, sie gingen von einem Selbstmordattentat aus. Jedoch gehen Experten davon aus, dass erneut die radikalislamische Sekte Boko Haram zugeschlagen hat, die in den vergangenen Jahren immer wieder schwere Anschläge verübte.
Bisher hatte die Boko Haram ihren Kampf für einen islamischen Gottesstaat meist auf den Norden Nigerias konzentriert. Häufig waren Kirchen und Polizeistationen Ziel der Extremisten. Allein in diesem Jahr wurden durch Gewalt im Zusammenhang mit Boko-Haram-Angriffen schon mehr als 1500 Menschen getötet.
Die Sekte, deren Namen so viel bedeutet wie «Westliche Bildung ist Sünde», kämpft seit 2009 mit Gewalt für einen islamischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Die Gruppe ist mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida verbunden
Staatschef Goodluck Jonathan besuchte den Tatort am Nachmittag und zeigte sich schockiert. Er ordnete an, die Sicherheit in der ganzen Hauptstadt zu verschärfen. Zudem versprach er, dass alle Verletzten kostenlos behandelt würden. Die Regierung wirkt aber schon seit Jahren machtlos im Kampf gegen den Terror.
Die Nichtregierungsorganisation SERAP warnte in einer Mitteilung: «Der Anschlag in Abuja zeigt, dass die Massnahmen der Regierung im Kampf gegen das Phänomen Boko Haram unangemessen sind und einfach nicht funktionieren.»
(dwi/kub/sda)