Hast du dich schon mal gefragt, was im Köpfchen einer Katze so vor sich geht? Hier kriegst du endlich einen exklusiven Einblick in das Tagebuch von Katzendame Olga. Einmal pro Woche schreibt sie aus ihrem Leben. Weitere Geschichten von Olga findest du hier oder am Ende des heutigen Tagebuch-Eintrages.
Eintrag vom 22. Dezember 2016:
Liebes Tagebuch,
ich bin zwar eine intelligente Katze, aber für Geschichte, Staatskunde und dieses ganze komische Zeugs habe ich mich noch nie sonderlich begeistern können. Ich meine, warum sollte es mich interessieren? Es ist vorbei. Passé. Finito.
Doch heute ist mir etwas aufgefallen. Etwas von solch einer Schrecklichkeit, dass mir fast die Schnurrhaare von der Schnauze gefallen sind:
Also der Homo Sapiens. Nicht ich. Als Katze bin ich schliesslich eine geborene Anarchistin und lasse mich in keine Hierarchie der Welt hineinzwängen. Bin ja nicht blöd oder so.
Aber diese Menschen – sie sind es. Seit Jahren leben sie in den Zwängen einer grausamen Diktatur und merken es nicht einmal.
Und da soll noch jemand behaupten, dass dieses ganze Zeugs nützlich ist. Von wegen! Ich habe recherchiert und einige Merkmale einer Diktatur zusammengetragen. Es passt alles zusammen – der Homo Sapiens lebt unter der grausamen Herrschaft des gewissenlosen Diktators namens «Smartphone»!
Egal, wohin du auch blickst: Überall ist nur die Rede von diesen blöden E-Mails, SMS und WhatsApp-Nachrichten. Was ist mit dem klassischen Brief passiert? Wieso redet niemand mehr über Breiftauben? Der böse Diktator «Smartphone» hat sie alle unterdrückt. Zensiert. In den Untergrund verbannt!
Weisst du, was mit Menschen passiert, die kein «Smartphone» haben, liebes Tagebuch? Richtig. Sie werden ausgelacht, gemobbt und so lange unter Druck gesetzt, bis sie dem Diktator doch ihre Seele verkaufen. Keiner hat bisher diesen grausamen und manipulativen Methoden standgehalten.
Hast du schon mal einen Homo Sapiens gesehen, der keinen Akku mehr hat? Oder zehn Minuten ohne Internetverbindung auskommen muss? Diese Folter, die der fürchterliche Diktator «Smartphone» hier betreibt, ist genial und grausam zugleich.
Es gibt mutige Homines Sapiens, die der Gefahr unerschrocken ins Auge blicken. Sie nennen sich «Datenschützer» – doch viel ausrichten können sie nicht. Der Diktator «Smartphone» sammelt weiterhin skrupellos Bilder, Nachrichten, GPS-Daten und weitere Besitztümer des Homo Sapiens. Er kennt kein Gewissen.
Das ist richtig schlimm, liebes Tagebuch. Du kannst keinen Schritt gehen, ohne von seiner Gegenwart erdrückt zu werden. Dieser «Smartphone» – er ist überall.
Weisst du, ich bin eine mutige Katze, liebes Tagebuch. Ich habe versucht, meinen Menschen aus den Fängen dieses Grauens zu befreien und habe auf sein «Smartphone» uriniert. Doch er scheint es nicht verstanden zu haben – zu tief sitzt die Gehirnwäsche bereits.
Mit rebellischen Grüssen,
Olga von Schnurrhausen