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Justiz

US-Bürger nach 39 Jahren hinter Gittern für unschuldig erklärt

Nach 39 Jahren frei: Ricky Jackson (57) verlässt am 21. November 2014 das Gefängnis in Cleveland, Ohio.
Nach 39 Jahren frei: Ricky Jackson (57) verlässt am 21. November 2014 das Gefängnis in Cleveland, Ohio.Bild: Reuters
«Kein Groll gegen falschen Zeugen»

US-Bürger nach 39 Jahren hinter Gittern für unschuldig erklärt

22.11.2014, 09:1722.11.2014, 16:01
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Nach 39 Jahren hinter Gittern hat ein zum Tode verurteilter Schwarzer im US-Bundesstaat Ohio am Freitag das Gefängnis als freier Mann verlassen. Die Verurteilung basierte auf der erlogenen Aussage eines Zwölfjährigen.

So lange habe noch niemand in den USA unschuldig im Gefängnis gesessen, erklärte der Anwalt des 57-jährigen Mannes auf der Facebook-Seite der Organisation Ohio Innocence Project.

Der Mann war 1975 zum Tode verurteilt worden, weil er mit zwei Komplizen in einem Lebensmittelgeschäft einen Weissen erschossen und eine Frau schwer verletzt haben soll. Er war damals 18 Jahre alt.

Die Verurteilung beruhte auf Aussagen eines Zwölfjährigen, der die vermeintlichen Täter identifizierte. Erst als Erwachsener vertraute er zunächst einem Priester an, dass er gar kein Zeuge des Verbrechens war, später widerrief er seine Aussage auch vor Gericht. Tatsächlich sass er zur Tatzeit in einem Schulbus mehrere Blocks vom Ort des Geschehens entfernt.

Der 57-Jährige, der stets seine Unschuld beteuert hatte und dessen Todesurteil 1978 wegen Verfahrensfehlern in lebenslange Haft umgewandelt worden war, verliess am Freitagmorgen das Gefängnis in Cleveland, wie die Behörden mitteilten.

Kein Groll gegen falschen Zeugen

Nach fast 15'000 Nächten in der Zelle hatte er keinen Cent in der Tasche und auch keine Winterkleidung. Das Ohio Innocent Project will ihn unterstützen, bis der Staat ihn möglicherweise entschädigt.

Er gab sich trotz der schlimmen Ungerechtigkeit, die ihm widerfuhr, versöhnlich. Der damalige falsche Zeuge sei von der Polizei zu seiner Falschaussage gedrängt worden, sagte er vor Reportern. «Ich wünsche ihm alles Gute, ich hasse ihn nicht.»

Nach Angaben des Informationszentrums für die Todesstrafe war der 57-Jährige seit 1973 bereits der 149. Todeskandidat, der für unschuldig erklärt wurde, und der fünfte in diesem Jahr. (sda/afp)

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2 Kommentare
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Angelo C.
22.11.2014 12:25registriert Oktober 2014
All diese Erkenntnisse und die zahllosen Unschuldigen, fast immer Schwarze, die jahrzehntelang in Todeszellen vegetieren, nie wissend wenn man sie holen und umbringen wird, zeigen drastisch das verrottete US-Justizsystem und den Unsinn der Todesstrafe auf! Gar nicht erst zu reden, von den Vielen die man bereits hingerichtet hat, obwohl man irgendwann auch bei denen noch hätte Unschuld feststellen können. Die USA schämen sich auch nicht, in Guantanamo Dutzende von Gefangenen seit Jahren zu konservieren, von denen man mittlerweile weiss, dass sehr viele unter ihnen unschuldig einsitzen oder mangels an Beweisen längst hätten freigelassen werden sollen. Ich sehe da kaum Unterschiede zu Nordkorea und anderen (laut US-Terminologie) "Schurkenstaaten" dieser Welt.
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