USA
Panorama

Zu empörend, um wahr zu sein? Geschichte über entstelltes Mädchen, das aus KFC verjagt wurde, ist erfunden

Victoria Wilcher

Zu empörend, um wahr zu sein? Geschichte über entstelltes Mädchen, das aus KFC verjagt wurde, ist erfunden

24.06.2014, 16:2724.06.2014, 17:44
Kian Ramezani
Folge mir
Mehr «USA»

Die Geschichte rief weltweit Entsetzen hervor, auch in der Schweiz: Aufgrund ihres entstellten Gesichts wurde die 3-jährige Victoria Wilcher zusammen mit ihrer Grossmutter aus einem KFC-Restaurant im US-Bundesstaat Mississippi geworfen. Begründung des herzlosen Personals: Ihr Anblick verschrecke andere Kunden. Ihre Tante machte den Fall publik, worauf KFC in einem Social-Media-Shitstorm zerrissen wurde. 

So weit so empörend. Aber in Wahrheit könnte es noch schlimmer gewesen sein: Es gibt Anzeichen, dass Victorias Familie die Geschichte frei erfunden und so über 135'000 Dollar an Geldspenden sowie Geschenke und kostenlose Behandlungen erschwindelt hat. Dies berichtet die Lokalzeitung «Laurel Leader-Call» unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Tatsächlich ist es KFC bislang nicht gelungen, irgendwelche Beweise für die Anschuldigungen zu finden. «Wir nehmen den Fall sehr ernst und haben natürlich Mitgefühl mit Victoria und ihrer Familie. Da wir den Vorfall aufgrund unserer internen Untersuchung bislang nicht bestätigen können, haben wir einen unabhängigen Ermittler engagiert, der uns helfen soll, diese Angelegenheit zu klären», liess der zuständige Franchisenehmer Kirk Hannon am Freitag verlauten.

Unabhängig vom Ausgang der Emittlungen werde Victoria die versprochene Spende über 30'000 Dollar für ihre Gesundheitskosten erhalten. Denn, dass das Mädchen von drei Pitbulls ihres Grossvaters angegriffen und im Gesicht schwer verletzt worden ist, ist unbestritten.

Doch folgende Punkte lassen die Ermittler an der KFC-Episode zweifeln:

  • Die Filiale, in der sich der Vorfall laut Victorias Tante abgespielt hat, ist seit Jahren ausser Betrieb. Später korrigierte sie und gab eine andere Adresse an.
  • In der neu genannten Filiale sind auf dem Sicherheitsvideo des fraglichen Tags (15. Mai) keine Kinder zu sehen, auf die die Beschreibung Victorias passt. Auch die angebliche Bestellung bestehend aus Kartoffelstock und Eistee konnte nirgends gefunden werden.
  • Die besagte Filiale befindet sich in der Nähe des Spitals wo Victoria behandelt wurde. Deshalb sei es nicht aussergewöhnlich, dass Patienten das Restaurant aufsuchen. Keiner von ihnen sei jemals weggeschickt worden.

Ein mögliches Motiv für den Schwindel sind finanzielle Probleme der Familie, da die Krankenversicherung angeblich nicht für die teure Behandlung zur Wiederherstellung von Victorias Gesicht aufkommt. Der Anwalt der Familie nimmt bisher keine Stellung zu den Vorwürfen und verweist auf die laufende Untersuchung.

Auf der Facebook-Seite für Victoria bittet ihre Tante, den Anschuldigungen nicht zu glauben. «Ich verspreche, die Geschichte ist nicht erfunden», heisst es dort.

KFC-Mitarbeiter in der besagten Filiale wurden aufgrund der Anschuldigungen verbal verunglimpft, mit Getränken beworfen und haben sogar Todesdrohungen erhalten. 

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!