Die USA werfen Russland eine «anhaltende Militärintervention» in der Ukraine vor. Dies stehe in völligem Gegensatz zu humanitären Hilfen und einer friedlichen Konfliktlösung, teilte Caitlin Hayden, Sprecherin des nationalen Sicherheitsrats, am Freitag mit.
Moskau müsse seine «extrem gefährlichen und provokativen» Versuche zur Destabilisierung der Ukraine unterlassen, hiess es weiter in der schriftlichen Erklärung. Jedes russische Vordringen auf ukrainisches Gebiet ohne Erlaubnis der Regierung in Kiew sei inakzeptabel.
Russland müsse zudem den Beschuss der Ukraine von russischem Gebiet aus sowie den Strom an Waffen, Geld und anderer Formen von Hilfe für die Separatisten in der Ostukraine stoppen.
Am Freitagabend hatte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu seinem US-Amtskollegen Chuck Hagel in einem Telefongespräch versichert, dass an dem Hilfskonvoi für die Ostukraine keine Soldaten beteiligt seien. Der Konvoi werde auch nicht als Deckmantel für eine Intervention in der Ukraine genutzt. Hagel habe Klarheit über den den Konvoi verlangt, teilte sein Ministerium mit.
Die 280 Lastwagen des Hilfskonvois für die von den pro-russischen Separatisten gehaltenen Gebiete wurden von ukrainischen Grenzschützern auf russischem Territorium kontrolliert. Die Lastwagen sollen unter Aufsicht des Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in die zwischen Rebellen und Regierungstruppen umkämpften Gebiete fahren.
Die Kontrolle der Waren durch ukrainische Grenzbeamte sollte nach einer Mitteilung der Präsidialverwaltung noch im Laufe des Samstags beginnen. Die ukrainischen Lastwagen sammelten sich in Starobelsk nördlich des Krisengebiets.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel forderte in einem Telefonat am Freitagabend den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, zur Deeskalation in der Ostukraine beizutragen. Vor allem dem Strom von Rüstungsgütern, Militärberatern und bewaffnetem Personal über die Grenze in das Nachbarland müsse ein Ende gesetzt werden, mahnte Merkel nach Angaben ihres Sprechers Steffen Seibert.
Über die Krise wollen der russische Aussenminister Sergej Lawrow und sein ukrainischer Kollege Pawlow Klimkin am Sonntag in Berlin mit dem deutschen Aussenminister Frank-Walter Steinmeier und dem französischen Aussenminister Laurent Fabius beraten.
Im Kampf mit dem ukrainischen Militär haben pro-russische Separatisten nach eigenen Angaben eine Versorgungslinie zwischen den belagerten Gebieten Donezk und Lugansk unter ihre Kontrolle gebracht. Als nächstes solle die Armee-Blockade der Grossstadt Lugansk durchbrochen werden, sagte ein Separatistenführer laut der Agentur Interfax.
Bewohner der Stadt Donezk berichteten am Samstag von heftigem Beschuss mehrerer Viertel. Der Sicherheitsrat in Kiew teilte mit, die «Anti-Terror-Operation» in der Ostukraine werde noch einige Zeit dauern. Die Einnahme der von Aufständischen gehaltenen Orte sei nicht in zwei Tagen zu machen.
Die Situation der Menschen in Donezk und Lugansk wurde nach Angaben der örtlichen Behörden immer dramatischer. Die mehr als 200'000 Einwohner von Lugansk sind seit zwei Wochen ohne Strom und Wasser. In Donezk seien mehr als 40'000 Einwohner ohne Strom, teilte der Stadtrat mit. (jas/sda/dpa/reu)