Nach wiederholten Dementis des Kremls haben Moskaus Staatsmedien erstmals ausführlich über russische Soldaten in Reihen der Separatisten in der Ukraine berichtet. Mehrere Fernsehkanäle strahlten am Freitag fast gleichzeitig Sendungen über «Freiwillige» aus.
In den Beiträgen ging es um Russen, die im Kampf gegen die ukrainische Armee als «Helden» ihr Leben liessen. Die Berichte gelten als Reaktion auf zunehmende Fragen der russischen Öffentlichkeit und auf Enthüllungen regierungskritischer Medien. Diese dokumentieren seit Wochen geheime Beerdigungen von Soldaten. Die Ukraine und der Westen werfen Russland vor, auch reguläre Truppen in das Kampfgebiet entsendet zu haben.
Der Fallschirmjäger Anatoli Trawkin habe nach der Hochzeit Urlaub genommen und sei in den Donbass gefahren, um dem «Ruf des Herzens zu folgen», berichtete der staatliche Propagandasender Erster Kanal (Perwy Kanal). Nachdem der 28-Jährige «eine Familie in Lugansk gerettet» habe, sei er im Kampf gefallen.
Der Staatssender Ren TV porträtierte den Soldaten Sergej Schdanowitsch, der auf Seiten der Aufständischen bei der «Verteidigung des Flughafens von Donezk» getötet worden sei. «Er hat getan, was ein echter Mann tun sollte. Ich bin stolz», sagte seine Witwe Larissa.
Die Führung in Moskau hatte stets dementiert, dass russische Soldaten in der Ukraine kämpfen. Separatistenführer Alexander Sachartschenko hatte hingegen von 4000 Kämpfern aus dem Nachbarland gesprochen. Dass aber ein offizieller Kampfauftrag für russische Soldaten in der Ukraine vorliegen soll, meinen Moskauer Militärexperten wie Pawel Felgenhauer nicht. «Dann wären nicht 4000, sondern 20'000 Russen dort», sagt er.
Die ukrainische Regierung und westliche Staaten werfen Russland vor, Soldaten über die Grenze ins Nachbarland geschickt zu haben, um die jüngste Gegenoffensive der prorussischen Rebellen gegen die Truppen Kiews anzuführen.
Die ukrainische Armee gab am Freitag bekannt, bei den Kämpfen in der Ostukraine seien bisher rund 2000 russische Soldaten ums Leben gekommen. Der Militärsprecher, der dieses Zahl erwähnt, bezog sich auf Geheimdienstberichte. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben war nicht möglich.
Die russische Regierung beharrt darauf, es seien lediglich Streitkräfte zu Routineübungen in die Grenzregion entsandt worden. Der Grenzübertritt mehrerer Fallschirmjäger, die in der Ukraine festgenommen worden waren, wurde von Moskau als «Versehen» dargestellt. (whr/sda/dpa/afp/reu)