Ein Reporter der Nachrichtenagentur Reuters sah, dass eine Industrieanlage, ein Lastwagen sowie eine Tankstelle innerhalb der Stadtgrenzen in Brand gerieten. Auch andere Journalisten berichteten von Explosionen.
Ein Offizier der ukrainischen Armee erklärte vor Ort: «Es gab einen Artillerieangriff. Wir haben eine Reihe von Einschlägen abbekommen, aber noch keine Informationen über Opfer.»
Die Separatisten warfen ihrerseits den Regierungseinheiten einen Verstoss gegen die Feuerpause vor. Stellungen nahe Mariupol seien unter Feuer genommen worden, teilten sie am späten Samstagabend mit.
Am Freitag hatten die Konfliktparteien einen Waffenstillstand vereinbart, der abgesehen von vereinzelten Schüssen auch gehalten hatte. Auch in der Umgebung des Hafens von Mariupol am Asowschen Meer war es nach heftigen Kämpfen am Freitag nach Verkündung der Waffenruhe ruhig geblieben.
Russlands Präsident Wladimir Putin und der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatten zuvor in einem Telefonat gegenseitig die Waffenruhe bestätigt, die seit Freitag im Osten der Ukraine herrscht. Für eine dauerhafte Feuerpause seien aber noch weitere Schritte nötig, so die Staatschefs. Dies teilte das ukrainische Präsidialamt am Samstag mit. Poroschenko und Putin hätten über Maßnahmen gesprochen, die getroffen werden müssten, damit die Waffenruhe von Dauer sei. Eine wichtige Rolle spiele hierbei die Überwachung durch die OSZE.
Sollte die Waffenruhe nicht halten, sollen Anfang der Woche neue Sanktionen gegen Russland in Kraft treten. Die EU-Botschafter hatten sich am Freitag auf eine Verschärfung der Strafmassnahmen gegen Russland verständigt. Wirksam werden sollen sie allerdings erst zu Beginn der Woche.
Die Aufständischen in der Ostukraine haben unterdessen die baldige Freilassung ihrer Gefangenen angekündigt. «Noch heute werden wir die ersten Männer gehen lassen», sagte Separatistenführer Alexander Sachartschenko am Samstag.
Er gehe davon aus, dass die Regierung in Kiew ihre Gefangenen spätestens an diesem Montag überstelle. Sachartschenkos Mitarbeiter Konstantin Knyrik sprach von einem «langwierigen Prozess». Die Aufständischen haben Schätzungen zufolge etwa tausend Soldaten in Gefangenschaft, die prowestliche Führung demnach etwa 200 Kämpfer.
Der ukrainische Geheimdienst SBU hat den Separatisten nach eigenen Angaben bereits eine Liste mit Namen vermisster Soldaten übergeben. «Sie haben eine Prüfung versprochen, ob sich die Männer in ihrer Hand befinden», sagte SBU-Sprecher Wassili Wowk. Geheimdienstchef Valentin Naliwajtschenko habe sich in Kiew mit den Angehörigen von Vermissten getroffen. «Sie sind in großer Sorge. Wir erhoffen uns vom Gefangenenaustausch Aufklärung über ihr Schicksal», sagte Wowk.
Zuvor hatten sich die im Osten der Ukraine kämpfenden Regierungstruppen und Separatisten gegenseitig vorgeworfen, die Waffenruhe gebrochen zu haben. (kad/sda/cpa/afp/dpa/reuter)