Es war der grösste Tag des Mario Balotelli in der italienischen Nationalmannschaft. Eigentlich der einzige wirkliche Lichtblick für den Stürmer in der «Squadra Azzurra» – dazu kamen einige Eskapaden des «Bad Boy».
Die Liste seiner Skandale ist länger als jene der sportlichen Erfolge. Zu denen gehören aber immerhin drei italienische Meisterschaften, der Champions-League-Titel im Jahr 2010 sowie je ein Triumph im FA-Cup und in der englischen Meisterschaft. Zudem wurde Balotelli mit Italien 2012 Vize-Europameister.
Im ersten Spiel der Italiener an der EM 2012 in der Ukraine und Polen durften sich die «Azzurri» gleich mit dem amtierenden Welt- und Europameister Spanien messen. Mario Balotelli stand in der Startformation der Mannschaft von Cesare Prandelli.
Das Spiel war auf Messers Schneide, als Balotelli Sergio Ramos in der zweiten Halbzeit den Ball an der Seitenlinie abluchste. Der Weg für den Stürmer war frei und nur noch Spanien-Hüter Iker Casillas stand dem 1:0 für Italien im Weg. Doch dann verging dem extrovertierten Stürmer die Lust am Sprinten und er schlief auf dem Weg zum Goal beinahe ein.
Sergio Ramos lief den Angreifer ab und spitzelte den Ball weg – Mario Balotelli wurde kurze Zeit später ausgewechselt. Antonio Di Natale kam ins Spiel und erzielte wenige Augenblicke später die Führung für Italien – am Ende ging das Spiel 1:1 aus.
Danach spielte der damalige Stürmer von Manchester City im zweiten Spiel gegen Kroatien noch von Beginn an, musste aber nach 70 Minuten ohne Torerfolg erneut für Di Natale weichen – die Kroaten glichen das Spiel danach noch aus. Im letzten Spiel gegen Irland brauchte das Team von Prandelli somit noch einen Sieg und musste gleichzeitig auf einen Sieg der Spanier gegen Kroatien hoffen.
In diesem entscheidenden dritten Match schmorte Balotelli zuerst nur auf der Bank. Nach 74 Minuten wurde er beim Stand von 1:0 für Italien eingewechselt, kurz vor Schluss buchte er das 2:0. Gleichzeitig verlor Kroatien gegen Spanien – somit qualifizierte sich Italien für die Viertelfinals.
Zu Reden gab aber mehr Balotellis «Jubel» nach dem Tor: Direkt nach dem Treffer blickte er fast schon wütend in Richtung italienische Bank und begann zu fuchteln und zu schreien. Teamkollege Leonardo Bonucci hielt ihm daraufhin die Hand vor den Mund und sprach dem Stürmer etwas ins Ohr. Es folgte noch am gleichen Abend eine Aussprache mit Prandelli und am Ende gab es sogar Lob vom Trainer:
Am Tag danach sagte Bonucci zur Jubelszene:
Im Viertelfinal gegen England stand Balotelli wieder von Anfang an auf dem Platz und spielte die vollen 120 Minuten bis zum Penaltyschiessen durch – keiner Mannschaft gelang bis dahin ein Tor. Als erster Schütze von Italien versenkte er den Elfmeter gegen Joe Hart – seinen Teamkollegen bei den «Citizens» – souverän und am Ende war die «Squadra Azzurra» eine Runde weiter.
So kam es zur Halbfinalpartie gegen Deutschland. Die Deutschen hatten sich im Viertelfinal mit 4:2 gegen Griechenland durchgesetzt. Am Abend des 28. Juni 2012 ging dann also DAS Spiel des Mario Balotelli in Warschau über die Bühne. Mit seinem Doppelpack in der 20. sowie 36. Spielminute schoss er die deutsche Elf im Alleingang ab. Besonders sein zweiter Treffer war sehenswert – und der Jubel zu diesem Tor ist für die Ewigkeit.
Es war die Pose des Turniers und es ging nicht lange, bis hunderte von lustigen Bildern zu diesem Torjubel im Internet kursierten. Es gibt sogar ein Youtube-Video dazu:
Im Final traf Italien wie schon zu Beginn des Turniers auf Spanien. Im Gegensatz zum Gruppenspiel hatten Balotelli und Co. in diesem Endspiel nicht den Hauch einer Chance. Sie verloren gleich mit 0:4. Zwei Jahre später, an der WM 2014, war «Super-Mario» Stammspieler bei den Azzurri, konnte das Aus nach der Gruppenphase aber nicht abwenden.
Auf Klubebene lief es dem ehemaligen Stürmertalent auch immer schlechter. Nach einer Odyssee durch Europa mit Stationen beim FC Liverpool, AC Mailand, OGC NIzza und Olympique Marseille landete Balotelli beim italienischen Zweitligisten Monza. Immerhin: In den letzten Jahren wurde es auch neben dem Platz ruhiger um den früheren Skandalprofi.