Als die Halbzeit-Sirene im Delta Center in Salt Lake City ertönt, wird das Heimteam mit Buh-Rufen in die Kabine verabschiedet. Kein Wunder: Die Utah Jazz liegen gegen die Denver Nuggets mit 36:70 zurück.
Was die Fans – und wohl auch die Spieler – da noch nicht wissen: In der zweiten Halbzeit wird sich ein Basketball-Wunder ereignen. Utah, dessen maximaler Rückstand kurz nach Wiederbeginn 36 Punkte beträgt, gewinnt die Partie tatsächlich noch mit 107:103. Es ist bis heute das grösste Comeback in der Geschichte der NBA.
«Das war ein verrücktes Spiel», sagt Utahs Point Guard John Stockton, «ich glaube nicht, dass es noch verrückter geht.» Während die Sieger strahlen, schüttelt Denvers Trainer Dick Motta nur noch den Kopf. «Wir waren wie ein Reh, das stehen bleibt, wenn es Auto-Scheinwerfer sieht. Unsere Ellbogen waren eingefroren. Wenn du so hoch führst, musst du natürlich gewinnen.»
Es ist der achte Sieg in Folge für die Jazz, welche in dieser Saison so erfolgreich sind wie nie zuvor. Angeführt von «The Mailman» Karl Malone, John Stockton – zwei Stars aus dem amerikanischen Dream Team der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona – und Jeff Hornacek gewinnt Utah die Western Conference. Ein Erfolg, den es in der Saison darauf wiederholt.
Nur ein Team ist noch besser in jener Zeit: Die von Michael Jordan angeführten Chicago Bulls. Sowohl 1997 wie 1998 entscheiden sie die NBA-Finalserie gegen die Utah Jazz mit 4:2 Siegen für sich. So wartet das Team aus Salt Lake City bis heute auf einen Meistertitel. Der Rekord des grössten Comebacks in der Geschichte der NBA ist da bloss ein schwacher Trost.