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Sven Montgomery und der Beginn seines Sturzpechs an der Tour de France

Swiss racer Sven Montgomery, 2nd from left and 8th in the overall ranking of the tour, leads an escape pack with Richard Virenque, France, left, Stefano Garzelli, Italy, 2nd from right, who will win t ...
Montgomery: Ein Talent, das die Hoffnungen nie erfüllen konnte, die man in ihn gesetzt hatte.Bild: KEYSTONE
Unvergessen

Sven Montgomery erlebt den Höhepunkt seiner Karriere – und stürzt kurz darauf schwer

22. Juli 2001: Ein junger Schweizer fährt an der Tour de France als Erster über den legendären Col de Tourmalet. Was der 25-jährige Sven Montgomery da noch nicht weiss, ist, dass er nur Tage später schwer verunfallt und dass er das Sturzpech in der Folge nie mehr loswerden wird.
22.07.2023, 00:0017.07.2023, 15:17
Ralf Meile
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Viermal gestartet – Paris nie gesehen. Das ist die traurige Tour-de-France-Bilanz von Sven Montgomery. Der Berner Oberländer gilt als grosses Talent, in die Frankreich-Rundfahrt 2001 geht er als Kapitän der FDJ-Equipe. Montgomery ist gut im Rennen, liegt auf Rang 15 des Gesamtklassements, als er in den Pyrenäen einbricht. Plötzlich sind die Beine schwer wie Blei, hinauf nach Saint-Lary-Soulan geht gar nichts mehr. Mehr als 20 Minuten verliert er auf Etappensieger Lance Armstrong.

Die Passhöhe des Col du Tourmalet in den Pyrenäen.

Kaum einer hält für möglich, was Sven Montgomery keine 24 Stunden später schafft. Er ist das Mitglied einer Fluchtgruppe, die gemeinsam Kurs auf das Ziel in Luz-Ardiden nimmt. «Monty» weiss, dass es auf dem Col du Tourmalet einen Sonderpreis gibt: 5000 Franken für die Mannschaftskasse. Die gibt es, weil der Tourmalet 1910 der erste Hochgebirgspass überhaupt war, der in der Tour de France je befahren wurde. Und diese Prämie sichert sich: Sven Montgomery.

Vom Gipfel fast direkt in den Spital

Zu mehr als diesem Erfolg reicht es Montgomery in der 14. Etappe aber nicht. Denn in der Abfahrt vom Tourmalet wird er von seinen Fluchtkollegen abgehängt, da der Berner kein unnötiges Risiko eingehen will. «Vor zwei Jahren, an der Tour de l'Avenir, bin ich in dieser Abfahrt gestürzt. Da fuhr heute schon ein bisschen die Angst mit», gibt er zu Protokoll. So gewinnt der Baske Roberto Laiseka die Etappe.

Montgomery fährt also mit Köpfchen – doch das Schicksal kümmert sich keinen Deut darum. Denn in der übernächsten Etappe stürzt der 25-Jährige fürchterlich. Montgomery knallt bei einem Massensturz im hohen Tempo kopfvoran in eine Mauer, er zieht sich schwere Schädel- und Gesichtsverletzungen zu. Einen Helm habe er «wegen der Hitze» nicht getragen, erklärt sein Sportlicher Leiter. Eine Helmpflicht gibt es damals noch nicht.

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Der schwere Sturz von Sven Montgomery an der Tour de France 2001
Sven Montgomery an der Tour de France 2001, die seine Karriere entscheidend prägte.
quelle: ap / christophe ena
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«Der Mythos ‹Tourmalet› wurde mir erst später klar»

Gesundheitlich erholt sich Montgomery von den Folgen des schlimmen Sturzes. Doch im Kopf fährt stets die Angst mit – und wer bremst, verliert. 2006 erklärt Sven Montgomery nach neun Saisons seinen Rücktritt. Zwei Rennen konnte er gewinnen, zweimal wurde er Bergkönig von kleinen Rundfahrten. Mit dem Radsport ist er als Co-Kommentator beim SRF weiterhin verbunden.

Sven Montgomery SRF
Montgomery hat das Renndress mit dem Hemd eingetauscht.Bild: SRF

«Damals war ich eigentlich nur darauf aus, das Preisgeld zu holen», sagt er heute über den vielleicht schönsten Moment seiner Karriere, «welchen Mythos der Col de Tourmalet besitzt, wurde mir erst später klar, weil ich immer wieder auf jenen Tag angesprochen wurde und noch immer werde.»

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Der Teufel jagt alle! Der berühmteste Fan der Tour de France
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quelle: epa afp / patrick boutroux
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3 Kommentare
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Simon LeBon
22.07.2020 15:57registriert Juli 2015
Amphetamin hin, EPO her: Tourmalet, Ventoux, Aspin, Alpe d'Huez, Izoard und wie ihr alle heisst. Ich vermisse euch in diesem Sommer! Ihr seid asphaltierte Ikonen.
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