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User des Tages: Ein Gif für die «weisse Giraffe», die in einem flammenden Votum für die Geistes- und Sozialwissenschaft einsteht

User des Tages: Ein Gif für die «weisse Giraffe», die in einem flammenden Votum für die Geistes- und Sozialwissenschaft einsteht

20.05.2015, 22:16
Philipp Meier
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Im Artikel «Kritik an Bachelor-Studenten: Hat die Schweiz das Bologna-System nicht verstanden?» kamen die Studierenden der Geistes- und Sozialwissenschaften nicht grad gut weg. Der ehemalige SP-Nationalrat Rudolf Strahm liess sich folgendermassen zitieren:

«Praxisorientiertere Studienfächer wie Medizin und Jura sowie technische Studiengänge versprechen rasch gute Chancen auf einen festen Arbeitsplatz, grosse Mühe haben Absolventen von geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern»

Weil im Artikel die Entgegnung von «weisse Giraffe» weit vom Zitat von Strahm entfernt ist, führen wir sie hier zusammen:

*seufz* Manche Klischees werden nicht wahrer, wenn man die regelmässig wiederholt. Geistes- und Sozialwissenschaftler sind alles andere als Unnütz für eine langfristig erfolgreiche Wirtschaft und ich würde die gewagte These in den Raum werfen, dass jene Firmen eine glänzende Zukunft haben, die dieses Potential für sich abrufen können.

Die Fehlannahme ist, dass man in einem solchen Studium nichts "nützliches" lernt, weil die Studieninhalte oft nicht direkt praxisrelevant sind. Was man aber in jedem geistes- und sozialwissenschaftlichen Studium lernt, ist ein variables und doch wissenschaftlich rigoroses Arsenal an Methoden und Herangehensweisen an Unbekanntes.

Im Gegensatz zu den direkten Studieninhalten sind diese Methoden an jeden Kontext anpassbar und anwendbar. Damit entsteht eine flexible, formbare Reserve an Arbeitnehmenden, die man mit vergleichsweise wenig Zusatzaufwand überall einsetzen kann und die sich schnell neues Wissen aneignen könnne. Man kann diese Leute mit diesen Methoden somit sehr schnell und effizient auf neue Situationen loslassen.

Klar entsteht daraus nicht unmittelbar ein neues Produkt, weil die Methoden für Umfeldanalysen, Zusammenhänge, gesellschaftliche Dynamiken, Kundenwünsche, Firmenklima, Marktpotential etc. nützlich sind, die man anschliessend in die Produktgestaltung einfliessen lassen kann.

Wer glaubt, da wäre kein komparativer Vorteil dahinter, der braucht nur mal Software zu nutzen, die zwar alle quantifizierbaren Ingenieursrequirements perfekt erfüllt... aber die so nutzerunfreundlich ist, dass man sie am liebsten nach 2 Minuten an die Wand klatschen würde.

In einer immer komplexeren und schneller werdenden Welt braucht ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen mehr als nur gute Ingenieure - sie brauchen *zusätzlich* Leute, die Methoden haben, mit deren Hilfe den wandelnden Kontext lesen, mit den Ingenieuren zusammenarbeiten und ihnen den Rücken freihalten können. Brückenbauer, Kreativköpfe, Organisatoren...

Aber vielleicht ist es dafür einfach noch zu früh und es müssen noch ein paar Dinosaurier mehr untergehen.

Dieser Kommentar erhielt (Anm.d.Autoren: zu Recht;) 68 Herzchen.

Danke, «weisse Giraffe», YOU ROCK

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