See, Sonne, Stress. So könnte man die Stimmung am grünen Teppich um 18.20 Uhr in Zürich beschreiben, als alles darauf wartet, dass sich der Stargast des noch frühen Abends einstellt. Zach Braff, besser bekannt als Dr. John Dorian, noch besser bekannt als J.D. aus «Scrubs».
Eigentlich stellt der gute Mann seinen neuen Film «Wish I Was Here» vor, eine Tragikomödie über die (Un-)Geschicke eines jungen jüdischen Schauspielers. Zach Braff hat nicht nur die Hauptrolle gespielt, sondern auch Regie geführt. Und das Drehbuch geschrieben. Mit seinem Bruder! Und das Ganze noch per Kickstarter, dem Crowdfunding-Portal, finanziert.
Tatsächlich kommt der 39-Jährige aus einer jüdischen Familie, bis dato hat er sich in Sachen Religion allerdings bedeckt gehalten. Es gäbe also genug Stoff, über den man heute reden könnte. Mit Zach Braff, dem Star des Abends. Da kommt er auch schon, schreibt schnell noch links ein paar Autogramme, dann biegt er in die Gasse der Glossen- und Gala-Autoren ab.
Rechts von mir prasseln die ersten Fragen auf Braff ein. Was hat er gestern gemacht? Viele Pressetermine, antwortet er. Was hat er heute gemacht, kommt daraufhin. Viele Pressetermine. Was er morgen macht, will man anschliessend wissen. Er reise heute ab, sagt Zach Braff.
Dann steht J.D. vor dem watson-Mikrofon. Ich frage ihn, wie das so war, mit dem Bruder ein Drehbuch zu schreiben. Als wäre er dankbar für eine relevante Frage antwortet der Amerikaner und erklärt, dass die gemeinsamen Erfahrungen im kreativen Prozess befruchtend sind.
Ich versuche einen thematischen Schlenker: «Wie viel vom Bruder steckt in Donald Faison?» Das ist sein Kollege, Dr. Duncan Turk aus «Scrubs» – die zwei betonen dauernd, dass sie auch sonst wirklich Freunde sind. Was sagt also Braff? Abgekürzt: «Er ist mein bester Freund.» Oh mein Gott, es ist wahr, es gibt sie wirklich, Freundschaft in Hollywood. Es ist nicht nur gespielt!
Aber ich bilde mir ein, dass Braff schon etwas unlockerer geworden ist, als ich die nächste Frage abschiesse: Wenn Du derart für eine Comedy-Serie berühmt bist, ist es dann schwerer, ernst genommen zu werden? Schnell schicke ich hinterher, er werde ja ernst genommen. Ich verbessere mich: «Gibt es sowas wie eine Comedy-Falle?»
Nun ist es vorbei, die Schotten gehen runter. Ich bekomme eine Antwort und frage noch nach seinen Erfahrungen als Regisseur, doch der Zug ist emotional abgefahren, der Mann geht zum nächsten Mikrofon. Und zum nächsten. Und zum nächsten.
Vielleicht waren die Fragen rechts von mir nicht gut, aber links von mir fragt, das merke ich nun, jeder nach «Scrubs» – und keiner redet über «Wish I Was Here», den Film, seinen Film. In Sachen Buch, Regie und Schauspiel. Und ich war mittendrin und keinen Deut besser.
Zach Braff scheint logischerweise erleichtert, als er das Journalisten-Spalier mit seinen ewiggestrigen Fragen verlassen kann. Folgerichtig geniesst er das Bad in der Menge echter Menschen, gemeint sind die Zaungäste. Er macht noch ein paar Faxen für die Zuschauer, «regelt» den Tramverkehr, bevor er ins Kino verschwindet.
Zurück bleibe ich mit den wackeren Kamera-Kollegen und dem Bedürfnis, mich für meine Frage nach «Scrubs» und Turk entschuldigen zu müssen. Aber am Ende bin ich wohl auch nur ein Journalist.
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