Wirtschaft
Banken

SP und BDP fordern Rücktritt von CS-Spitze 

Eine Grossbank in Bedrängnis

SP und BDP fordern Rücktritt von CS-Spitze 

11.05.2014, 02:4411.05.2014, 02:45
Mehr «Wirtschaft»
Können Sie sich halten? Brady Dougan (l.), Romeo Cerutti (m.) und Urs Rohner (r.).
Können Sie sich halten? Brady Dougan (l.), Romeo Cerutti (m.) und Urs Rohner (r.).Bild: KEYSTONE

Angesichts der Eskalation des Steuerstreits wird die Credit Suisse jetzt auch von Schweizer Politikern unter Beschuss genommen. Christian Levrat, Präsident der SP, hält Bankchef Brady Dougan, Präsident Urs Rohner und Rechtschef Romeo Cerutti für nicht mehr tragbar. «Rohner, Dougan und Cerutti müssten von sich aus zurücktreten», sagt Levrat im Interview mit der «NZZ am Sonntag». «Sie sind eine Belastung für die Bank.» Der SP-Präsident kritisiert unter anderem, dass sich die CS 2009 geweigert habe, sich wie die UBS einem Staatsvertrag zu unterstellen.

Auch BDP-Präsident Martin Landolt befürwortet einen Wechsel: Es sei «sicher nicht ideal, wenn bei der CS die gleichen Leute die Probleme aus der Vergangenheit lösen wollen, die schon damals in verantwortungsvoller Position waren». Amerikanische Rechtsexperten gehen davon aus, dass die Manager auch in den Verhandlungen zwischen Bank und US-Behörden unter Druck geraten könnten. «Die Diskussion wird sich schnell von der Institution zum Management verlagern und womöglich auch Rücktritte zur Folge haben», sagt Jacob Frenkel, ehemaliger Mitarbeiter der Börsenaufsicht SEC, der «NZZ am Sonntag». 

Politiker wollen die CS notfalls untergehen lassen

CS-Präsident Urs Rohner versuchte letzte Woche bei Eveline Widmer-Schlumpf Hilfe im Steuerstreit mit den USA zu erhalten – ohne Erfolg. Auch im Parlament ist der Widerstand gegen Hilfsmassnahmen für die strauchelnde Bank gross. CVP-Präsident Christophe Darbellay sagt: «Eigentlich sollten die ‹Too big to fail›-Vorbereitungen so weit sein, dass der Staat auch dann nicht eingreifen muss, wenn es um die Existenz der CS geht.»

BDP-Präsident Landolt bläst ins gleiche Horn: «Sollte der Staat trotz allem eingreifen müssen, müssen die Verantwortlichen die Konsequenzen ziehen und ihre Posten verlassen und auf ihre Boni verzichten. Es gibt keine staatliche Hilfe ohne Neustart bei der CS.»

Auf linker Seite tönt es genau gleich. Der grüne Nationalrat Daniel Vischer ist gegen jegliche Staatshilfe und falls doch nur mit einem Bonusverzicht des Managements. SP-Präsident Levrat misstraut der Argumentation der CS und schliesst nicht aus, dass die CS nach Notrecht für eine Datenlieferung ruft, um den Schwarzen Peter weiterzugeben.

Deal mit den USA könnte Ende dieser Woche über die Bühne gehen

Noch diese Woche könnte die Grossbank Credit Suisse ihren Deal mit der US-Justiz abschliessen. Beobachter rechnen gemäss der Zeitung «Schweiz am Sonntag» derzeit damit, dass der Abschluss des Verfahrens in der zweiten Wochenhälfte kommuniziert wird.

Ausgeschlossen wird allerdings nicht, dass es zu weiteren Verzögerungen kommt. Etwa, wenn sonst unwägbare Nebenwirkungen drohen. Hauptsorge aller Beteiligten inklusive US-Justizminister Eric Holder ist laut «Schweiz am Sonntag», die Abstrafung der Bank für ihre Sünden mit US-Steuerbetrügern so durchzuführen, dass das Institut selbst nicht in unkontrollierbare Schieflage gerät. Die Vorbereitungen für diese kontrollierte Abwicklung des Verfahrens laufen, dauern aber laut Beobachtern offenbar länger als eigentlich geplant.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Brückeneinsturz mit Folgen – so wichtig ist der Hafen von Baltimore

Riesige Brückenteile versperren seit Dienstag die Zufahrt zum Hafen Baltimore an der Ostküste der USA. Die mehr als 2,5 Kilometer lange Francis Scott Key Bridge war in der Nacht eingestürzt, nachdem das rund 290 Meter lange Containerschiff «Dali» steuerlos einen Stützpfeiler der vierspurigen Brücke gerammt hatte. Zwei Tote wurden inzwischen aus dem Wasser geborgen, vier weitere Opfer wurden noch nicht gefunden.

Zur Story