Saudi-Arabien hat Indien in Sachen Waffenimporte vom Thron gestossen, pardon, geschossen: Riad gab 2014 über 50 Prozent mehr für Rüstungsgüter aus als Neu-Delhi und investierte insgesamt 6,4 Milliarden in seine Sicherheit. Indien lag mit Ausgaben von 5,57 Milliarden Dollar deutlich dahinter, wie der neue «Global Defence Trade Report» der US-Beratungsagentur IHS Jane's Defence ausweist.
Allerdings leben auf dem Subkontinent rund 1,3 Milliarden Menschen, während es in dem arabischen Land gerade mal etwa 30 Millionen sind. Davon müsste man eigentlich noch fünf bis zehn Millionen ausländische Personen abziehen. Sprich: Bei den Rüstungsausgaben pro Kopf liegt Indien hoffnungslos hinten.
«Das Wachstum in Saudi Arabien war dramatisch und mit Blick auf bisherige Bestellungen werden diese Zahlen auch nicht kleiner», erklärte «IHS Jane's»-Berater Ben Moore. In diesem Jahr erwartet seine Firma einen weiteren strammen Anstieg auf 9,8 Milliarden Dollar. Oder anders ausgedrückt: Jeder siebte Dollar, der weltweit in Waffen gesteckt wird, kommt aus der Schatz-Schatulle der Scheichs.
Nach Saudi Arabien, Indien und China belegen die Vereinigten Arabischen Emirate mit Rüstungsausgaben von zwei Milliarden Dollar Rang vier der Liste. Sie geben zusammen mit Saudi-Arabien 8,6 Milliarden Dollar mehr aus als alle westeuropäischen Staaten zusammen. Das erhöht auch den Druck auf andere Staaten in der Nachbarschaft von Mekka und Medina.
Fünf der zehn grössten Waffenimporteure der Welt kommen aus dem Mittleren Osten, unterstreicht Berater Moore. Diese Region «ist der grösste regionale Markt und in der kommenden Dekade wird er Möglichkeiten von 110 Milliarden Dollar bieten.»
So, und was ist nun dagegen einzuwenden, dass ein souveräner Staat wie Saudi-Arabien viel, viel Geld für Waffen ausgibt?
Der Westen spielt ja unheimlich gerne Weltpolizei, nur wenn es sich um ein Land von strategischer Bedeutung handelt, kümmert sich niemand um das moralische Geschwätz von gestern. Derweil peitschen die Saudis Blogger aus, enthaupten fremdgehende Frauen und lassen Vergewaltigungsopfer wegen unerlaubten Geschlechtsverkehrs ins Gefängnis werfen.
Seit der Irak von einem despotischen Schwellenland in ein vom Terror geplagtes, fragiles Staatengebilde zurückgebombt worden ist, streiten sich Saudis und Iraner darum, wer in religiösen und politischen Fragen richtiger liegt: Sunniten oder Schiiten.
Als der Arabische Frühling in Bahrain Einzug hielt, freuten sich vorwiegend schiitische Menschen, dass nun die Herrschaft des sunnitischen Herrscherhauses vorüber ist. Das wiederum war für Riad Anlass genug, die Proteste im Nachbarland Anfang 2011 mit eigenen Truppen niederzuschlagen.
Im sunnitischen Islam gibt es vier so genannte Rechtsschulen, bei denen es vereinfacht gesagt um die Interpretation des Islam geht. Die Hanbaliten sind dabei die strengsten: Sie lehnen beispielsweise den Sufismus, also die islamische Mystik mit ihren Tänzen und Bildern, aber auch die Verehrung von Heiligen ab. Und wo gibt es viele strenge Konservative? Und mit Mekka und Medina zwei Pilgerstätten, die exklusiv bleiben sollen? Natürlich in Saudi-Arabien.
Dessen Prediger des Koran-Purismus sind mit viel Geld ausgestattet worden, um ihre Lehre von der Intoleranz auch in europäischen Ländern wie Bosnien oder Deutschland zu verbreiten. Dort werden Moscheen und Religionszentren gebaut, die dann aber von fanatischen Wahabiten, den Anhängern der hanbalitischen Rechtsschule, geleitet werden.
Die Studie von «Jane's» weist auch aus, wer 2014 die meisten Waffen in den Mittleren Osten exportiert. Es sind die USA (8,6 Milliarden Dollar), gefolgt von Grossbritannien (1,9 Milliarden), Russland (1,5 Milliarden), Frankreich (1,3 Milliarden) und Deutschland (eine Milliarde).
Von Moskau mal abgesehen sind es also die Siegelbewahrer der Demokratie und Menschenrechte, die sich im vergangenen Jahr gesagt haben müssen: