Für Bundesrat Ueli Maurer ist klar: Die Schweiz braucht neue Kampfjets. Weil ein rot-grün Bündnis flankiert von der Gesellschaft für eine Schweiz ohne Armee (GSOA) das Referendum ergriffen hat, hat das Volk am 18. Mai das letzte Wort. Nun muss der VBS-Chef den Souverän überzeugen, dass die budgetierten 3,1 Milliarden Franken für den Gripen-Kauf eine sinnvolle Investition sind.
Doch seit bekannt ist, dass der schwedische Staat und der Hersteller Saab mit einer verdeckten PR-Kampagne Einfluss auf eine Volksabstimmung nehmen wollen, gehen die Wogen hoch. Das sei inakzeptabel und zeuge von einem Mangel an Respekt vor der direkten Demokratie, kritisiert das Bündnis gegen neue Kampfflugzeuge.
Das schwedische Staatsradio publizierte Geheimpapiere, die neben wenig schmeichelhaften Worten über einige Schweizer Parlamentarier auch einen detaillierten Masterplan enthält: wann, wie und in welcher Form in der Schweiz die Werbetrommel für den Kampfjet gerührt werden soll. Die Liste stammt aus der Feder des schwedischen Botschafters Per Anders Thöresson in Bern.
Das ist eine Auswahl der Events, die ziemlich schwedisch werden und die Schweizer Bevölkerung auf den Gripen einstimmen sollen:
An der Messe in Basel (14. bis am 23. Februar) soll am Stand des Herstellers Saab eine Gripen-Attrappe aufgestellt werden. Der schwedische Botschafter Thöresson hofft auf 200'000 Besucher und ein positives Medienecho.
Im Februar und April organisiert die schwedische Botschaft in Genf einen Kinderanlass. Auf grosses Medienecho hofft Thöresson auch hier. Wie er den Kampfjet mit Kinderliteratur verquicken will, bleibt indes schleierhaft.
Ueli Maurer soll am 2. März beim Wasalauf (schwedisch Vasaloppet), einer der grössten Skilanglaufveranstaltungen der Welt, zugegen sein. Laut Masterplan soll der Bundesrat vom Schweizer Fernsehen begleitet werden.
Am Genfer Autosalon (6. bis 16. März) soll Ueli Maurer gemäss Geheimpapier mit Schwedens Wirtschaftsministerin Annie Lööf zusammentreffen. Thöresson hofft wohl auf ein positives Medienecho mit einem Hauch Gripen.
Vom 7. bis am 9. März arrangiert die schwedische Luftwaffe auf dem Militärflugplatz Payerne eine Gripen-Show. Offenbar plant das Schweizer Fernsehen ein Bericht über das Training schwedischer Piloten in der Schweiz.
Vom 15. bis am 16. März findet das FIS Weltcup-Finale in der Lenzerheide statt. Dort wollen sich die Kampfjets und die schwedische Verteidigungsministerin Karin Enström von ihrer besten Seite zeigen. Zudem soll das «Memorandum of Understanding» (MOU) mit der Schweiz bekräftigt werden.
Im Vorfeld der Baselworld am 25. März findet ein VIP-Event des Schweizer Uhrenherstellers Breitling statt. Thöresson hofft auf ein positives Medienecho und viel Publikum.
Am 2. April soll angeblich eine Pressekonferenz am Centre Suisse d’Electronique et de Microtechnique (CSEM) arrangiert werden. Dabei wird voraussichtlich die «Swiss-Swedish Innovation Initiative» Thema sein. Die Medien sollen positiv über die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Schweden berichten.
Vom 4. April bis am 17. Mai finden die «Schweden Wochen» in Zürich, Bern, Luzern und Engelberg statt. Es wird getrunken, gegessen und gefeiert – natürlich auf schwedisch. Schweden soll sich dabei im besten Licht präsentieren und für positives Medienecho sorgen. Wie das mit dem Gripen zusammengeht, wird sich noch zeigen.
Für den Gripen soll offenbar auch Anni-Frid Lyngstad (ABBA) die Werbetrommel rühren, nämlich am Musikfestival «Zermatt Unplugged». Wie das gehen soll, bleibt schleierhaft. Herr Thöresson muss es wissen.
Laut Thöresson lanciert Globus im Sommer die Kampagne «Nordic Summer». Zweck: Der Absatz von schwedischen Markenartikeln soll angekurbelt werden. Verschiedene Medien-Events, der Besuch von Prinzessin Victoria und positives Medienecho über das skandinavische Land, das erhofft sich der schwedische Botschafter Thöresson vom «Nordic Summer».