In den kommenden Tagen treffen sich die Finanzminister der Eurozone in Riga, um einmal mehr einen Grexit zu verhindern. Schon im Vorfeld ist klar, dass es auch diesmal zu keiner Lösung kommen wird. Dafür wird bereits ein neuer Termin für den finalen Showdown in Aussicht gestellt: Der 11. Mai. Dann werden sich die EU-Staatschefs zu einem Gipfeltreffen versammeln.
Doch wer zählt noch die ultimativ letzten Termine, an denen sich das Schicksal von Griechenland entscheiden soll? Wer kann noch nachvollziehen, wann wie viel Schulden von den Griechen beglichen werden, und wann sie endgültig pleite sind? Griechenland und die Institutionen – wie EU, EZB und IWF neuerdings genannt werden – hetzen von Showdown zu Showdown, und bewegen sich trotzdem nicht einen Millimeter von der Stelle.
Es zeichnet sich keine Lösung ab, weil es keine Lösung gibt. Zu unterschiedlich sind die Positionen. Die Institutionen beharren darauf, dass die Griechen die Abmachungen einhalten und versprechen, ihre Schulden zu begleichen. Ohne näher auf Zahlenspielereien um Primärbudget und ähnliches einzugehen, kann man festhalten: Das ist schlicht unmöglich.
Griechenland kann diese Verpflichtungen ganz einfach nicht einhalten, und die neue Regierung wird dies auch nicht tun. Es wird daher immer wahrscheinlicher, dass Griechenland eine Staatspleite verkünden wird. Damit stellt sich die Frage: Bedeutet dies auch automatisch den Austritt aus der Einheitszone oder nicht? Auch auf diese Frage gibt es keine klare Antwort.
Längst geht es um mehr als Geld, es geht ums Prinzip. Angeheizt von einer durchgeknallten «Bild»-Zeitung ist in Deutschland das Schicksal von Griechenland zur nationalen Grundsatzfrage erhoben worden. Man muss dem Griechen jetzt endlich eine Lektion erteilen, jawoll! Gestützt wird das üble Treiben durch die fragwürdigen Dogmen des deutschen Ordoliberalismus. Was für die schwäbische Hausfrau gilt – sein Haus in Ordnung zu halten – das gilt auch für die Hellenen.
Das Groteske dabei ist: Niemand will, dass Griechenland die Eurozone verlässt (ein Ausschluss ist unmöglich). Die Griechen selbst möchten in der Eurozone bleiben, weil sie zu Recht das totale wirtschaftliche Chaos befürchten. In Brüssel ahnt man zumindest, dass angesichts der Krise in der Ukraine und der Situation im Nahen Osten ein Grexit in einem politischen Chaos enden könnte.
All dies erinnert irgendwie fatal an die Situation vor dem Ersten Weltkrieg. Wie der australische Historiker Christopher Clark in seinem Bestseller beschreibt, führten damals Sturheit und Rechthaberei dazu, dass die europäischen Staatsoberhäupter den Kontinent wie «Schlafwandler» in einen katastrophalen Krieg führten.